Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Dem Niedergang entgegen 
Für den Ballhausplate bedeutete der Berliner Vorschlag keine große 
Überraschung1). Die Notwendigkeit des Schrittes brauchte der Außen¬ 
minister Burián, knapp nach seinem Friedensruf, dem am 2. Oktober ver¬ 
sammelten Kronrat nicht näher auseinander zusetzen. Dieser stimmte dem 
neuerlichen Friedensansuchen zu, obzwar sowohl der österreichische wie 
der ungarische Ministerpräsident die vierzehn Punkte mit ihren Ergän¬ 
zungen als Verhandlungsgrundlage nur mit einigen Bedenken annahmen; 
man glaubte jedoch, bei den Verhandlungen gewisse Zugeständnisse er¬ 
langen zu können. Am gleichen Tage fand auch in Berlin unter dem 
Vorsitz des Kaisers Wilhelm eine entscheidende Aussprache statt2). Noch 
sträubte sich der neue Reichskanzler, Prinz Max, gegen das Verlangen 
der DOHL., das Ansuchen um Frieden und um Waffenstillstand gleich¬ 
zeitig abzusenden; er hielt das Waffenstillstandsangebot für unwirksam 
und schädlich, da es vor der ganzen Welt als offenes Einbekennen der 
deutschen Niederlage erscheinen mußte, überdies den erhofften, friedens¬ 
fördernden Eindruck der Regierungsumbildung aufheben mochte. Die 
Auffassung der DOHL. drang jedoch durch: am 4. Oktober vermittelte 
die Schweizer Regierung die vom 3. datierte Note an die Vereinigten 
Staaten von Amerika. Österreich-Ungarn nahm die Dienste Schwedens, 
die Türkei jene der spanischen Botschaft in Anspruch, um die Friedens¬ 
bereitschaft nach Washington mitteilen zu lassen3). 
Präsident Wilson stellte am 8. Oktober zunächst an das Deutsche 
Reich einige Gegenfragen, darunter die, ob die Mittelmächte sofort die 
von ihren Truppen besetzten Gebiete zu räumen gedächten4). Österreich- 
Ungarn wurde — ein genug ungünstiges Zeichen — keiner Antwort ge¬ 
würdigt; die Monarchie lie,ß sich in der am 12. aus Berlin abgegebenen 
Zusage, daß beide Kaiserstaaten zur Räumung bereit seien, in Erinnerung 
bringen. Wilsons zweite Note vom 14. Oktober, die am 16. bekannt wurde, 
enthielt Vorwürfe über die Härte der deutschen Kriegsführung zu Was¬ 
ser wie zu Land und spielte un verhüllt darauf an, daß das Kaisertum 
ein Haupthindernis des Friedens bilde; für diesen günstige Vor be dinigun- 
gen zu schaffen, liege jedoch in der Hand des deutschen Volkes. Erst 
der letzte Satz des Schriftstückes verhieß eine besondere Antwort an die 
öst.-'ung. Regierung. 
1) Glaise-Horstenau, Die Katastrophe, 291 ff. — Opocensky, 223 ff. 
2) Sc h wertfege r, 136 ff. — Prinz Max von Baden, Erinnerungen 
und Dokumente (Berlin 1927), 335 ff. 
3) A r z, Zur Geschichte des großen Krieges, 308. 
4) Sc h wertfege r, 160 ff. — Kerchnawe, Der Zusammenbruch, 38 ff.
	        
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