Auseinandersetzungen wegen Rumänien
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Auswirkungen des Zusammenbruches Bulgariens auf
Rumänien und die Ukraine
(Mitte September bis Mitte Oktober)
Hiezu Beilage 27
Die katastrophalen Ereignisse, die sich in der zweiten Hälfte Sep¬
tember an der mazedonischen Front abgespielt hatten und denen der Zu¬
sammenbruch Bulgariens sowie der Rückzug der deutschen 11. Armee
nach Serbien folgten, zeitigten auch die Möglichkeit neuerlichen kriege¬
rischen Geschehens in Rumänien.
Vorher gab es aber wegen Rumänien noch ein kurzes Zwischenspiel.
Das am 14. September von Österreich-Ungarn gestellte Friedensangebot
(S, 500) entschied auch über das von der DOHL. angeregte militärische
Vorgehen gegen Rumänien, durch das dieses allenfalls mit Waffengewalt
zur Durchführung des abgeschlossenen Friedensvertrages hätte gezwun¬
gen werden sollen (S.416). Am 16. September antwortete GO.Arz dem
GFM. Hindenburg, Kaiser Karl wie sein Außenminister vermöchten dem
beabsichtigten Schritte Mackensens nicht zuzustimmen ; im Hinblick auf
die eingeleitete Friedensiaktion wäre von jedem Aufmarsch — auch deut¬
scher Kräfte — gegen Rumänien abzusehen. Eine gewisse Verstimmung
des deutschen Hauptquartiers klang sodann unverkennbar aus der am
18. September nach Baden gesandten Amtwortdepesche, in der Hinden¬
burg ausführte, daß Mackensen, der die vertragsmäßige Abrüstung der
Rumänen zu überwachen habe, auch berechtigt sei, zum Erreichen dieses
Zweckes an die königliche Regierung Forderungen zu stellen. Diesen
werde nunmehr jeder militärische Druck fehlen. Österreich-Ungarn werde
alle etwa mit Rumänien entstehenden Verwicklungen allein austragen
müssen, denn die DOHL. sei nicht mehr in der Lage, deutsche Kräfte
wie im Jahre 1916 beizustellen, da sie über die jetzt zum Aufmarsch be¬
stimmten Divisionen bereits anders verfügt habe.
Wenige Tage später ließen die bedenklichen Vorgänge an der bul¬
garischen Front eine Erhebung Rumäniens und damit eine unmittelbare
Bedrohung Siebenbürgens sehr wahrscheinlich erscheinen1). GO.Arz be¬
richtete darüber ¡an die Militärkanzlei, daß mindestens der Zuschub
der l.KD. dringend notwendig sei; der Kriegsminister hatte freilich
deren Truppen soeben zum Niederhalten eines Arbeit er ausstände s in die
*) A r z, Zur Geschichte des Großen Krieges^ 300 ff.