Aufflammen des Bandenkrieges in Albanien
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einige Häuser am Molo in Trümmer. Im übrigen war der Schaden gering;
die erwartete Landung erfolgte nicht. Wegen der bis heute unverständ¬
lichen Scheu der Italiener vor einem solchen für den Gegner jederzeit
und besonders in diesem Augenblick höchst verhängnisvollen Unterneh¬
men ließen sie auch diese Gelegenheit ungenützt. Am Abende desselben
Tages setzte mit einem heftigen Gewitter die Regenzeit endgültig ein1).
Am 4. Oktober erhielt auch GO. Pflanzer-Baltin die Weisung, daß
sämtliche auf dem westlichen Balkan stehenden öst.-umg. und deutschen
Streitkräfte dem in Belgrad neu zu bildenden Heeresgruppenkommando
FM. Kövess unterstellt seien (S. 522). Um die von Baden aus angeregte
Neugruppierung im Räume Ipek (Peja)—Nis—Pirot zu unterstützen, faßte
GO. Pflanzer-Baltin den Entschluß, in den am 5. Oktober erreichten Stel¬
lungen am Skumbi Widerstand zu leisten. Von Belgrad wurde aber be¬
fohlen, den Rückzug ohne Verzögerung fortzusetzen. Nun wurden am
8. Oktober die Nachhuten über den Skumbi zurückgenommen. Am 12. Ok¬
tober wurde Durazzo geräumt, nachdem die Hafenanlagen gesprengt
worden waren.
Indessen flammte der Bandenkrieg auf. Wie einst den flüchtenden
Serben, so gedachten die räuberischen Bergstämme jetzt den zurückge¬
henden „Befreiern" mitzuspielen. Der Hauptmacht gelang es wohl über¬
all, sich der Angreifer kräftig zu erwehren, obgleich es gelegentlich,
so am 14. und 15. Oktober bei Preza, zu harten Kämpfen kam; da¬
gegen mußten die in der Mat ja stehenden Gendarmerieposten und klei¬
nen Garnisonen dieses Gebiet räumen. Eine stärkere Seitenabteilung der
9. KD. wurde bei Bazari Mati von losurgenten eingeschlossen und ent¬
waffnet, dann von Stamm zu Stamm nach Alessio eskortiert und wäh¬
renddessen gänzlich ausgeplündert. Der garantierte „freie Abzug" wurde
allerdings einem französischen Detachement gegenüber, das die Entwaff¬
neten als „Gefangene" übernehmen wollte, von den Albanern selbst mit
der Waffe erzwungen. Später gelang es dem GO. Pflanzer-Baltin, durch
persönliche Übereinkunft mit dem Mirditenführer Prenk Bib Doda dessen
wehrhaftes Aufgebot zur Deckung des Rückzuges gegen die Banden zu
gewinnen, desgleichen die Stämme Hoti und Gruda. Damit war nach
dieser Richtung Ruhe geschaffen.
Während der Feind von Süden her nicht nachdrängte, wurde die
Gefahr von Osten her immer drohender. Prizren und Djakova waren
bereits in Feindeshand und nach den letzten Nachrichten mußte auch mit
dem baldigen Falle von Ipek (Peja) und einem Vorstoß der Serben auf
i) Veith, 554 f.