Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

510 
Dem Niedergang entgegen 
gen Sofia in Marsch gesetzt. Die Nachricht hie von hatte dort bei der 
Regierung eine Panikstimmung hervorgerufen. Ministerpräsident Malinow 
berief einen Ministerrat ein und veranlaßte über den Kopf des Königs 
hin wieg die Absendung einer W affenstill Standskommission nach Saloniki. 
Die Mittelmächte boten alles auf, der verworrenen Lage Herr zu 
werden und den für den Vierbund so verhängnisvollen Schritt eines Frie¬ 
denssonderangebotes zu verhindern. Die Lage war überaus ernst, jedoch 
nicht hoffnungslos. General Franchet d'Esperey konnte die zahlenmäßige 
Überlegenheit seiner Kräfte bei der gründlichen Zerstörung der Vardar- 
talbahn, dem elenden Zustand der Wege, dem Mangel an Transport¬ 
mitteln und Lebensmitteln in dem erschöpften Kriegsgebiet gar nicht zur 
Entfaltung bringen. Auch mußte die Herstellung der Vardarbahn Monate 
in Anspruch nehmen, und der bevorstehende Winter in dem wilden ser¬ 
bischen Gebirge das übrige dazu beitragen, die Operationen zu verlang¬ 
samen. Der Kommandant der ¡alliierten Orientarmeen selbst bezeichnete 
seine Truppen als die Gefangenen ihrer Verbindungslinien1). 
Neben diesen Schwierigkeiten mußte auch den verschiedenartigen 
Bestrebungen der Alliierten, so Englands und Italiens, Rechnung getra¬ 
gen werden. England wollte seine Truppen in der Richtung auf Kon¬ 
stantinopel angesetzt wissen, um dadurch die Früchte seiner Siege auf dem 
1500 km entfernten Kriegsschauplatz in Syrien und Palästina überhaupt 
ernten zu können2). Italien wieder wandte sich der Adria zu, um mög¬ 
lichst weite Teile des Küstengebietes als Faustpfand für die kommenden 
Friedensverhandlungen in Besitz zu haben. So standen zur Fortführung 
der Offensive nach Norden nur die beiden serbischen Armeen mit einer 
Gesamtstärke von 119.000 Mann zur Verfügung. Aus dem Gefühl dieser 
Schwierigkeiten heraus mögen auch die Weisungen vom Obersten Kriegs¬ 
rat an General Franchet d'Esperey erflossen sein, eine Verteidigungs¬ 
front von Albanien über die Donau an das Schwarze Meer aufzurichten3). 
Demgegenüber konnten die Mittelmächte die noch kampfkräftige 
und kampfwillige westliche Gruppe der deutschen 11. Armee (insgesamt 
etwa 90.000 bis 100.000 Mann) und die fünf neu anrollenden deutschen 
und öst.-ung. Divisionen in die Waagschale werfen, Auch glaubte man, 
bei einiger Unterstützung durch die Sofioter Regierung damit rechnen 
1) Franz. Gstb. W., VIII, 3. Teil, 363, und Annexe, 3. Teil, Nr. 1351. — Engl. 
Gstb. W., Macedonia, 271. — Ratzenhof er, Der letzte Aufmarsch an der Donau 
(Österr. Wehrzeitung 1930, Folge 28). 
2) Engl. Gstb. W., Macedonia, 254 f. 
3) Franz. Gstb. W., VIII, 3. Teil, und Annexe, 3. Teil, Nr. 1378.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.