Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Rückzug der Heeresgruppe Scholtz 
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Nacht auf den 21. September den Rückzug der Mitte und des linken 
Flügels der deutschen 11. Armee auf die Höhen südlich von Prilep und 
in den Raum südöstlich der von Prilep nach Gradsko führenden Straße, 
den des rechten Flügels der bulgarischen 1. Armee hinter den Vardar1). 
Durch die Wahl dieser Stellung sollte der Anschluß an die k. u. k. Armee¬ 
gruppe Albanien und jener an die bulgarische 2. Armee hinter der Struma 
gewahrt und der Besitz der den Bulgaren heiligen Orte Ohrida, Prilep 
und Resna gesichert werden. 
Es blieb auch kein Mittel unversucht, den balgarischen Widerstand 
in dieser neuen Stellung zu versteifen. Bis zum äußersten leisteten die 
wenigen deutschen Abteilungen an den gefährdetsten Punkten Wider¬ 
stand; Offiziere der Stäbe lagen beispielgebend mit dem Karabiner in 
der Hand in den vordersten Gräben. König Ferdinand, der Kronprinz 
und der bulgarische Oberbefehlshaber Gen. Todoroff2) erschienen in 
den Stellungen, um in eindringlichen Worten die bulgarischen Soldaten 
zum Ausharren zu bestimmen. Umsonst, die bulgarischen Abteilungen 
glitten fast kampflos nach Norden und rissen die neu eingesetzten Ba¬ 
taillone mit sich. Schon am 22. September standen die Serben vor Gradsko 
und stießen gegen die Straße Prilep—Veles vor. Ging diese einzige Ver¬ 
bindungslinie zur Vardarbahn der deutschen 11. Armee verloren, so lief 
sie Gefahr, in das wilde Albaner-Gebirge abgedrängt und dem Unter¬ 
gange preisgegeben zu werden. Die Armee mußte neuerlich vom Feinde 
abgesetzt werden. 
Dies war ein Schritt von schicksalhafter Bedeutung, vielleicht der 
entscheidendste, der bisher getan worden war. Der Verlust der Städte 
Ohrida, Priliep und Resina, die den Bulgaren ¡als Inbegriff der mazedoni¬ 
schen Erde galten, mußte nachhaltigste Wirkung im bulgarischen Volke 
auslösen; er konnte ein Aufflammen des Verteidigungswillens der ge¬ 
samten Nation oder aber auch den Umsturz im Inneren und den völligen 
Zusammenbruch der Front zur Folge haben. Schwerwiegend waren auch 
die rein militärischen Folgen der Zurücknahme der deutschen 11. Armee; 
im Zusammenhang damit mußte die albanische Front nach Nordein ver¬ 
legt, die bulgarische 1. Armee weiter an die altbulgarische Grenze zu¬ 
rückgenommen werden. 
Am 22. September abends erteilte GdA. Scholtz seiner Heeresgruppe 
den Befehl zum Rückzug. Die deutsche 11. Armee hatte im Vereine mit 
1) Land fried, 23 f. 
2) Gen. Todoroff vertrat den kurz vor der Offensive schwer erkrankten bulgari¬ 
schen Generalissimus Zekoff.
	        
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