Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Die strategischen Pläne der beiden Heeresgruppenkommandanten 353 
den in der Richtung auf Vicenza ein; FM. Boroevic redete einem Angriff 
von Oderzo über Treviso und Padua gegen die untere Etsch das Wort. 
Jeder der beiden Heerführer erbat die Masse der im Südwesten stehen¬ 
den Streitkräfte für sich, um verläßlich das Stellungsnetz des Feindes 
durchreißen und den vor der benachbarten Heeresgruppe stehenden ita¬ 
lienischen Armeen durch Angriffe in Flanke und Rücken eine vernich¬ 
tende Niederlage bereiten zu können. 
Rein theoretisch und ohne Rücksicht auf das Gelände geurteilt, 
hatte jeder der beiden Heeresgruppenkommandanten recht. Hiebei schie¬ 
nen der Offensive Conrads, die in weiterer Folge die Richtung gegen das 
Meer nehmen sollte, vielleicht sogar die größeren Erfolgsmöglichkeiten zu 
winken. Ihr gegenüber hatte hingegen der Plan des FM. Boroevic wegen 
der durch die leistungsfähigen venetianischen Bahnen bedingten besseren 
Aufmarsch- und Nachschubs Verhältnisse und wegen des scheinbar leich¬ 
teren Fortkommens in der Ebene einiges voraus. Beiden Hauptstoßrich¬ 
tungen haftete aber der Mangel an, daß bei ihnen schon die durch die 
örtlichen Geländeverhältnisse bedingten taktischen Schwierigkeiten das 
Durchstoßen der ersten Verteidigungszone des Feindes ernsthaft in 
Frage stellten. 
Die feindlichen Stellungen südlich von Asiago lagen am Nordrande 
und im Innern eines verkarsteten Waldes, der den aufgewulsteten Süd¬ 
rand der Hochfläche bedeckt. Vor dem Nordrand des Waldes senkt sich 
ein meist flach bestrichener Wiesenhang herab, auf dem die ö,st.-ung. Re¬ 
gimenter schon im Juni 1916 im Ansturm gegen die italienischen Wald¬ 
stellungen verblutet, und auch im November 1917 nicht weitergekommen 
waren. Seither hatte der Feind seine Verteidigungsanlagen mächtig 
ausgebaut. Ein Netz von mit Maschinengewehren bespickten Stellungen 
durchzog den Wald; dieser verbarg auch eine mächtige Artillerie, 
deren Aufstellung dem Angreifer nur zum Teile bekannt war. Dazu 
kam, daß der Feind hier selbst zum Angriff rüstete, und daß in 
der Front bei Asiago Engländer und Franzosen standen, die mit Kriegs¬ 
gerät aller Art besonders reichlich ausgestattet waren. Gerade hieher 
verlegte das Tiroler Heeresgruppenkommando im Juni 1918 die Schwer¬ 
linie seines Angriffes und hoffte sogar, schon am Abend des ersten 
Kampftages am Südrand des Waldgebietes zu stehen. 
Nun gibt es in der Kriegsgeschichte — von der 'oben erwähnten Kriegs¬ 
handlung im Juni 1916 abgesehen — kaum ein Beispiel, daß eine Armee 
plangemäß einen geschlossenen Angriff gegen einen Wald geführt hätte. 
Dem Angreifer am 15. Juni 1918 blieb es vorbehalten, mit acht Divisionen in 
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