Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Innerpolitische Schwierigkeiten Bulgariens und der Türkei 
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In der Türkei hatten die schweren, verlustreichen Kämpfe, die auf 
Gallipoli, im Kaukasus, in Mesopotamien und in Syrien gegen die drei 
großen Militärmächte Rußland, England und Frankreich geführt werden 
mußten, das ottomanische Staatswesen bis in die Grundfesten erschüttert. 
Ein den Bedürfnissen der Zeit keineswegs mehr angepaßter Staatsappa¬ 
rat, seit je zerrüttete Finanzen, ein völlig unentwickeltes Verkehrsnetz, 
Mangel an Beförderungsmitteln, Unsicherheit des Verkehrs und die 
Weite des Raumes machten eine geregelte Verwaltung und eine Krieg¬ 
führung nach abendländischen Begriffen unmöglich. Um der Armee das 
Nötigste zu sichern, mußte die Zivilbevölkerung hungern. Aber auch der 
Soldat war bis zum Äußersten unterernährt; die ostanatolischen Trup¬ 
pen allein verloren in jedem Winter durch Hunger, Krankheit und Er¬ 
schöpfung an die 100.000 Streiter. Solchem Übel hielten auch die ererbten 
Soldatentugenden nicht mehr ausreichend stand. Dazu kam der Abfall 
zahlreicher Fremdstämme, so vor allem der Araber, die sich unter dem 
Banner des Emirs von Mekka gesammelt und mit britischem Geld und 
britischen Waffen den Kampf gegen ihre Glaubensbrüder aufgenommen 
hatten. Nur mit dem Aufgebot der letzten Kräfte und mit Unterstützung 
durch die Verbündeten konnten die Fronten in Palästina, in Ost jorda¬ 
nien und im Irak aufrecht erhalten werden1). Dennoch wünschte die 
Türkei nicht nur jene kaukasischen Gebiete zurückzuerhalten, die sie im 
Kriege 1877/78 an Rußland verloren hatte, sondern hoffte sogar noch 
andere, von stammesgleichen Völkerschaften bewohnte Gebiete ihrem 
Staate angliedern zu können. 
Die Westmächte und Italien 
Auch die Nationen der Westreiche waren von der materiellen und 
geistigen Not des schon über drei Jahre währenden Krieges keineswegs 
unberührt geblieben. 
In Frankreich war das Kabinett Painlevé auf die Nachricht vom 
Ausbruch der zweiten russischen Revolution am 13. November 1917 ge¬ 
stürzt worden. Die Gegner hatten dem Ministerium allzu große Nach¬ 
sicht gegenüber den „Defaitisten", dem Minister für Inneres Malvy sogar 
(Sofia 1927), 212, 293. — Kirch, Krieg und Verwaltung in Serbien und Mazedonien 
1916—1918 (Stuttgart 1928), 60. 
1) Steuber, Jildirim, Deutsche Streiter auf heiligem Boden (Oldenburg 
1922), 78 ff. — Pomiankowski, Der Zusammenbruch des Ottomanischen Rei¬ 
ches (Wien 1927), 263, 319.
	        
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