Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Die Besetzung der Ukraine 
rumänische Regierung wie die ukrainische Rada, die beide im Gegensatz 
zu den Petersburger Volkskommissären standen, ließen ihre Macht den 
großrussischen, zumeist bolschewikischen Truppen durch Unterbinden 
der Verpflegszufuhr fühlen. Die in der Moldau und die im Bereich der 
ehemaligen Südwestfront auf ukrainischem Boden stehenden Großrussen 
waren von ihrer Heimat abgeschnitten. Dies führte zu ganz absonder¬ 
lichen Vorfällen und Ereignissen. 
So erbat der Führer der russischen 49. ID. (4. Armee) in der ersten 
Jänner woche die Vermittlung des k.u. k. 1. Armeekmdos., um sich beim 
russischen Höchstkommandierenden Krylenko über die Rumänen zu be¬ 
schweren. Mit Wissen der Heeresleitung in Baden wurde die Depesche 
den Russen in Brest-Litowsk zugestellt. Dem Beispiel folgte nach einer 
Woche das vor der k. u. k. 7. Armee stehende Kommando der russischen 
8. Armee, das auf diesem Weg Verhaltungsbefehle gegen Rumänen und 
Ukrainer erbat. Inzwischen hatten die an den Grenzen der Moldau noch 
stehenden Russenarmeen ernstliche Anstalten getroffen, um mit ihren 
restlichen, sehr zusammengeschmolzenen Divisionen abzuziehen. Die Ru¬ 
mänen wollten dies nur zulassen, wenn die Russen vorher Waffen und 
Vorräte lauslieferten und sich durch rumänische Truppen durch das Land 
geleiten ließen. Für diesen Zweck und um an Stelle der einstigen Kampf¬ 
gefährten die Gebietsgrenzen zu beschirmen (Bd. VI, S.741), hatte Gen. 
Presan die Hauptmacht seiner Streitkräfte — sie umfaßten jetzt 18 In¬ 
fanterie- und 2 Kavallerie di Visionen — von der Donau angef angen bis in 
den Nordwinkel der Moldau auseinandergezogen, so daß hinter den Rus¬ 
sen an den wichtigsten Verkehrsknoten rumänische Truppen standen1). 
Seit Mitte Jänner leerten sich die alten Russenstellungen vor den 
öst.-ung. Armeen Rohr und Kritek auf weite Strecken; dafür tauchten 
schwache Rumänenposten auf. Bald schallte aus dem feindlichen Hinter¬ 
lande, so aus dem Raum um Ocna und aus der nördlichen Moldau, 
lebhafter Gefechtslärm herüber. Russische Verbände, die sich nicht ent¬ 
waffnen lassen wollten, versuchten sich den Rückweg gewaltsam durch 
die entgegentretenden Rumänen zu bahnen. Die Volkskommissäre rich¬ 
teten eine befristete Forderung an die Regierung in Jassy und nahmen 
deren diplomatischen Vertreter in Petersburg vorübergehend in Haft. 
Die 8. Russenarmee erhielt den Auftrag, den Herausforderungen der 
Rada, der Rumänen sowie des gegenrevolutionären Gen. Kaledin mit 
Waffengewalt zu begegnen. Von Galaz her kamen am 22. Jänner ediche 
i) K i r i t z e s e o, La Roumanie dans la guerre mondiale 1916—1919 (Paris 
1934), 380 ff.
	        
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