Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Zusätzliches Übereinkommen mit Rumänien 
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Während in Brest-Litowsk mit Trotzki um den Frieden gefeilscht 
wurde, fühlten sich die in der Walachei und in Siebenbürgen befehligen¬ 
den Heerführer der Mittelmächte ganz im Ungewissen über das weitere 
Verhalten der Rumänen und des russischen Generals Schtscherbatschew, 
der — wenigstens dem Namen nach — als Führer der ukrainischen Front 
anzusehen war (Bd. VI, S. 741 f.). Zu Focs ani war ja nur ein „provisori¬ 
scher" Waffenstillstand abgeschlossen worden; der Friede war von den 
Beschlüssen einer kommenden russischen gesetzgebenden Körperschaft 
abhängig gemacht worden (Bd. VI, S. 736). Auf alle Fälle hielt die 
Heeresgruppe Mackensen vier deutsche Divisionen, die ausgelöst waren 
und von Mitte Jänner an aus der Walachei abrollen sollten, noch zurück. 
Auf Vorschlag des GFM. v. Mackensen trafen sich die Vertrags¬ 
partner von Focsani am 13. Jänner in Bräila wieder am Beratungstisch,. 
Auf Seite der Mittelmächte führte der deutsche Vizeadmiral Hopman 
den Vorsitz; GM. v. Hranilovic und Lschkapt. v. Millenkovich vertraten 
die Donaumonarchie. Der von Schtscherbatschew und dem rumänischen 
Gen. Presan entsandten Abordnung stand der rumänische Admiral Balescu 
vor. Allein die Mittelmächte, die hier — statt in der ursprünglich dazu 
ausersehenen Hafenstadt Odessa — den Schiffsverkehr auf der Donau 
und dem Schwarzen Meere zu behandeln und den Vertrag von Focsani 
auszubauen gedachten, sahen sich in ihren Hoffnungen enttäuscht. Die 
Rumänen zeigten sich sehr zurückhaltend und standen sichtlich im Banne 
der Entente. Das am 14. Jänner unterzeichnete „Übereinkommen" er¬ 
gänzte nur den im Dezember gefertigten Waffenstillstand, indem seine 
Giltigkeit auf das Schwarze Meer erstreckt und hier eine Demarkations¬ 
linie bestimmt wurde. Auf die Fragen der freien Schiffahrt und auf die 
Wiederaufnahme des Handelsverkehres einzugehen, waren die Unter¬ 
händler aus Jassy nicht ermächtigt. So mußten sich die Vertreter des 
Vierverbandes in einem Schlußzusatz auf den Wunsch beschränken, daß 
die Verhandlungen über den Schiffsverkehr zur Anbahnung von kul¬ 
turellen und wirtschaftlichen Beziehungen bald wieder aufgenommen 
werden möchten. 
In und hinter der einstigen Feindesfront bildeten sich ganz ver¬ 
worrene Zustände heraus. Der Einfluß des Gen. Schtscherbatschew, der 
sich in Jassy nur kraft der rumänischen Bajonette behauptete, auf die russi¬ 
schen Truppen war gering. Das Verhältnis der Rumänen zu den einst 
als Bundesgenossen ins Königreich gekommenen, seit der Revolution 
vom Gift des Bolschewismus verseuchten und nunmehr als Landplage 
betrachteten Russen war sehr gespannt, fast feindselig geworden. Die 
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