Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

92 Österreich-Ungarns Wehrmacht in den zwei letzten Kriegs jähr en 
tief gegliedert werden, daß sie aus eigener Kraft die ganze Tiefe des 
feindlichen Stellungsnetzes durchstoßen könne. Hiebei wurde gefordert, 
daß das erste Ziel, das in ununterbrochenem, Tag und Nacht währen¬ 
dem Vordringen erreicht werden sollte, zumindest den feindlichen Ar¬ 
tillerieraum umfasse, um eine vorhandene zweite Kampfzone schon von 
vorneherein unhaltbar zu machen. Die aus den bisherigen Durchbruchs¬ 
operationen zu schöpfende Erkenntnis, daß ein Durchstoß an einem 
einspringenden Winkel der eigenen Front besondere Aussicht auf Ge¬ 
lingen habe1), fehlte in der neuen Gefechtslehre. 
Neu war die Forderung, daß das die Geheimhaltung beeinträchti¬ 
gende Einschießen der Artillerie vor dem Sturmangriff zu entfallen 
habe. Nach einem von Deutschland übernommenen neuen Verfahren 
wurden zur Ermittlung der Schießgrundlagen nur wenige Probeschüsse 
abgegeben. Statt des genauen Einschießens wurden die Schußelemente 
kartenmäßig festgelegt, die „besonderen Einflüsse", das heißt die Eigen¬ 
tümlichkeiten jedes Geschützes, hinter der Front erschossen und die zu 
berücksichtigenden „Tageseinflüsse" eigenen Tageseinflußtabellen ent¬ 
nommen, die wieder auf den Beobachtungen des Wetterdienstes fußten. 
Geändert war auch die bisherige Art der Vorbewegung und des 
Angriffes der Infanterie, die nunmehr allgemein so zu erfolgen hatten, 
wie sie in den Sturmlehrkursen ausgeprobt worden waren. 
Die Hauptträger des Feuerkampfes der Infanterie waren jetzt die 
mögliehst weit vorne einzuteilenden Handmaschinengewehre, während 
die normalen (schweren) Maschinengewehre in tief gegliederter Ein¬ 
teilung das Vorbrechen der eigenen Sturmwellen zu unterstützen und 
feindliche Schlachtflieger zu bekämpfen hatten. Die Gruppierung eines 
Bataillons zum Sturmangriff und das Bild, wie man sich den Kampf 
eines Infanterieregimentes gegen einen in einer befestigten Fläche ste¬ 
henden Feind vorstellte, zeigt die Beilage 4. 
Um das Vorwärtskommen der Infanterìe zu fördern, wurden ihr 
außer den ständig eingeteilten Begleitwaffen, wie leichte Minenwerfer, 
Granat- und Flammenwerfer, noch Gebirgs- oder allenfalls Feld¬ 
kanonenbatterien als Begleitartillerie beigegeben. Diese den Infanterie¬ 
konimandanten unterstellten Geschütze sollten die vom Vernichtungs¬ 
feuer noch nicht erledigten Widerstandsnester sowie feindliche Tanks 
bekämpfen. Überdies hatte die Angriffsartillerie, sobald die Infanterie 
zum Sturme antrat, dieser eine schützende Geschoßwand vorzulegen, 
die sich dem weiteren Vorgehen der Infanterie als „Feuerwalze" 
*) K i s z 1 i n g, Der strategische Durchbruch (Mil. wiss. Mitt., Jhrg. 1933, 96).
	        
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