Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Personalveränderungen in der Heeresleitung 
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wollen. Waldstätten war während der Südtiroler Offensive Korpsgene¬ 
ralstabschef des Kaisers gewesen und besaß von daher dessen beson¬ 
deres Vertrauen. FML. Metzger, den Conrad seit langem gerne als 
seinen Nachfolger gesehen hätte, übernahm Ende März die Führung der 
bei Tolmein verschanzten 1. Division. 
Auch sonst traten bei der Heeresleitung auf Wunsch des Kaisers 
tiefgreifende Änderungen ein. Obst. v. Hranilovic wurde als Leiter der 
Nachrichtenabteilung durch Gstbsobstlt. Ronge ersetzt. An der Spitze 
der Quartiermeisterabteilung stand seit Dezember 1916 an Stelle des 
zum österreichischen Ernährungsminister ernannten Gstbsobst. Höfer der 
Gstbsobst. Ritt. v. Zeynek, der einstige Generalstabschef des GO. Freih. 
v. Pflanzer-Baltin. Die Führung des Kriegspressequartiers trat GM. Ritt, 
v. Hoen, nunmehr Direktor des Kriegsarchivs, an den Gstbsobst. Eisner- 
Bubna ab. Die seit Kriegsbeginn bei der Heeresleitung eingeteilten front¬ 
tauglichen Offiziere, zumal die des Generalstabes, wurden mit geringen 
Ausnahmen durch fronterfahrene Kameraden ersetzt, wobei man der 
von Tisza immer wieder geforderten „Parität" zwischen den beiden 
Staaten sorgsam Rechnung trug. 
Sowohl die Heeresleitung wie übrigens noch mehr das gemeinsame 
Kriegsministerium, zu dessen Leitung im April 1917 an Stelle des zum 
Kommandanten der 10. Armee ernannten GO. Freih. v. Krobatin der 
Gdl. Edi. v. Stöger-Steiner berufen wurde, schwollen im Laufe der Zeit 
nach Pflichtenkreis und Personenzahl ganz gewaltig an. Dies erklärt sich 
nicht bloß aus der Zunehmeinden Ausdehnung des Kriegsgeschehens, 
sondern auch aus dem täglich größer werdenden Mangel an Kämpfern 
und Kriegsmitteln. In einer Zeit, in der die Ersatzlage außerordentlich 
gespannt war und die Ausgabe jedes Geschosses, jedes Bekleidungs¬ 
stückes u. dgl. zu einem Verteilungsproblem wurde, mußte naturgemäß 
auch die Zahl der Organe gewaltig anwachsen, in deren Händen die Ver¬ 
sorgung des Heeres mit Mann und Gerät lag. Diese kaum vermeidbare, 
bei allen Heeren gleichartige Entwicklung griff selbstverständlich auch 
auf die höheren Kommandos der Front und vor allem auf die Etappe über 
— gewiß nicht zum Vorteil des moralischen Gefüges der Armee. Front- 
scheue, Geschäftemacher und verwandte Kriegserscheinungen fanden in 
dem schier unübersehbaren Verwaltungsapparat der Wehrmacht vielerlei 
Unterschlupf und erregten, ähnlich wie die Kriegsgewinner der Heimat, 
den Zorn der hungernden und darbenden Kämpfer an der Front. Der 
Krieg zeigte eben auch auf diesem Gebiete schon mancherlei Zeichen 
der Entartung.
	        
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