Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916 
die mit der von ihm sehr bald eingeleiteten Friedenspolitik zusammen¬ 
hingen und ihm die Trennung von dem mit dem Kriegsausbruch 
eng verknüpften Generalstabschef für zweckmäßig erscheinen lassen 
mochten1). Die Kluft zwischen dem 29jährigen Herrscher und seinem 
65jährigen ersten militärischen Berater wurde jedenfalls von Tag zu Tag 
breiter, so daß Zumindestens die einigermaßen Eingeweihten in keiner 
Weise überrascht waren, als am 27. Februar 1917 Conrads Sturz voll¬ 
zogene Tatsache wurde. Der Feldmarschall war im ersten Augenblick 
geneigt, jede Weiterverwendung abzulehnen. Auf ausdrücklichen, schrift¬ 
lichen Wunsch des Kaisers trat er jedoch, mit dem Großkreuz des 
Theresienordens ausgezeichnet, an die Spitze der Heeresgruppe in Tirol, 
was auf die Italiener den von der öst.-ung. Heeresleitung gewünschten 
Eindruck für die nächste Zeit nicht verfehlte. Am letzten Februartage 
des Jahres 1917 verließ FM. Conrad in aller Stille die Heeresleitung, 
der seine starke Persönlichkeit durch zweieinhalb Jahre den Stempel 
ihrer Eigenart aufgedrückt hatte. 
An Conrads Stelle wurde, nachdem vorübergehend auch an die 
Berufung des FML. Alfred Krauss gedacht worden war, der Gdl. Arz 
v. Straussenburg zum Chef des Generalstabes ernannt2). Arz hatte zu 
Kriegsbeginn während der Schlacht bei Komarow das Kommando der 
15. ID. übernommen, erhielt dann den Befehl über das VI. Korps, an 
dessen Spitze er sich bei Limanowa und auf dem Siegeszuge von Gorlice 
bis Brest-Litowsk hervorragend bewährte. Beim Ausbruch des Krieges 
gegen Rumänien fiel ihm die Aufgabe zu, die Verteidigung seiner 
siebenbürgischen Heimat einzuleiten. In dem darauffolgenden Feldzug 
legte Arz neuerlich Proben seiner Tüchtigkeit als hoher Truppenführer 
ab. Auch beim deutschen Bundesgenossen hatte er sich großes Ansehen 
zu erwerben gewußt. Das Verhältnis zwischen ihm und der DOHL. blieb 
denn auch, mindestens so weit die persönlichen Beziehungen in Betracht 
kamen, bis zum Kriegsende durchaus ungetrübt. 
Schon bei der Antrittsmeldung des neuen Generalstabschefs sprach 
der Kaiser den Wunsch aus, statt des FML. Metzger den Gstbsobsit. 
Freih. v. Waldstätten an der Spitze der Operationsabteilung wissen zu 
1) Über die Vorgänge beim Sturz Conrads vgl. vor allem C r a m o n, Bundes¬ 
genosse, 98 ff. — Nowak, Der Weg zur Katastrophe (Quellenmäßig belegte Aus¬ 
gabe, Berlin 1926), 203 ff. — Werkmann, 89 ff.; dazu von Zeitungsaufsätzen: 
Glaise-Horstenau, FM. Conrad (Neues Wiener Tagblatt vom 11. Novem¬ 
ber 1924). 
2) Arz, Zur Geschichte des Großen Krieges 1914—1918 (Wien, 1924), 123 ff.
	        
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