Die neuen Männer um den jungen Kaiser
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bestimmt, schon am 11. Februar 1917 aber „zur Disposition" gestellt.
Unmittelbar nach der Thronbesteigung hatte sich der Herrscher auch
von den beiden greisen Generaladjutanten seines Vorgängers getrennt,
den Generalobersten Graf Paar und F reih. v. Bolfras. An ihre Stelle
traten der schon von einem schweren Leiden befallene FML. Ritt. v.
Marterer, der zugleich die Leitung der kaiserlichen Militärkanzlei über¬
nahm, und der lediglich zu Hofdiensten berufene GM. Prinz Lobkowitz.
Als Stellvertreter wurde dem FML. Marterer der dem Kaiser seit län¬
gerer Zeit nahestehende Gstbsobst. Freih. Zeidler-Daublebsky v. Sterneck
beigegeben.
Die Heeresleitung übersiedelte zu Anfang Jänner 1917 vonTeschen,
wo sie seit dem ereignisreichen November 1914 geweilt hatte, in die
alte Kurstadt Baden bei Wien. Der Kaiser wohnte abwechselnd in der
bürgerlichen Enge des Badener „Kaiserhauses" oder in dem eine Viertel¬
stunde Autofahrt entfernten Schlosse Laxenburg. Der junge Herrscher
widmete von Anbeginn einen großen Teil seiner Zeit der Bereisung seines
Reiches und vor allem der Fronten, wo er immer und überall durch die
ihm eigene Schlichtheit und Menschlichkeit zu wirken wußte. Eine seiner
ersten Frontreisen galt dem geliebten, nunmehr amtlich so benannten
,,Edelweißkorps", das sich, vom GdK. Fürst Schönburg befehligt, nach
wie vor in den alten Stellungen auf der Hochfläche von Folgaria be¬
fand. Erzherzog Eugen, der am 15. Jänner für Verdienste im Kriege
gegen Italien das Großkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens erhal¬
ten hatte, bat bei diesem Frontbesuche des Kaisers, dieselbe Dekoration
anzulegen, die ihm als Ordenssouverän ohnehin zukam (IV. Bd., S.356).
Die Zusammenarbeit mit dem Chef des Generalstabes, FM. Conrad,
gestaltete sich vom ersten Augenblick an ziemlich schwierig. Der junge
Kaiser hatte den Ehrgeiz, die Zügel selbst zu führen, und wurde in
diesem Streben von seiner näheren Umgebung bestärkt. Immer wieder
mußte es Conrad in kleineren und größeren Dingen erfahren, daß gegen
ihn entschieden wurde; nicht selten sah er sich durch kaiserliche Be¬
fehle vor vollendete Tatsachen gestellt. Darunter litt der selbstherrliche
Sinn des Generalstabschefs ganz außerordentlich. Der Feldmarschall
hielt gegenüber seinem jungen Allerhöchsten Herrn mit Äußerungen
tiefer Verstimmung nicht zurück, was wieder die schon längst bestehende
Abneigung des Kaisers gegenüber Conrad noch vertiefte. Diesen persön¬
lichen Gegensätzen, an denen auch private Gründe Anteil hatten, gesell¬
ten sich tiefgehende sachliche Meinungsverschiedenheiten bei, die auf die
Dauer unüberbrückbar waren, und beim Kaiser wohl auch Bedenken,