Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916 
noch nicht in der Industrie, sondern nur in den privaten Haushalten aus, 
so war doch wieder ein neuer empfindlicher Punkt der blockierten 
Kriegswirtschaft zu Tage getreten. 
Immerhin war es bisher noch immer gelungen, durch Ausbeutung 
der Metallvorkommen Serbiens und Polens, durch verschiedene Aushil¬ 
fen und nicht zuletzt durch die Unterstützung, die der wirtschaftlich 
ungleich stärkere deutsche Bundesgenosse geliehen hatte, die ärgste Not 
zu überwinden. 
Empfindlicher als in der Waffenerzeugung machte sich die Knapp¬ 
heit an Rohstoffen bei der Munitionserzeugung fühlbar, wo die Beschaf¬ 
fung der erforderlichen Mengen von Pulver und Sprengstoffen trotz 
Errichtung neuer Fabriken nach wie vor auf bedeutende Hemmungen 
stieß. Auch konnte die Schwierigkeit noch immer nicht überwunden 
werden, daß die Erzeugung nicht nur an sich gesteigert, sondern auch 
gleichzeitig auf neue Munitionssorten für die neuen Geschütze um¬ 
gestellt werden mußte. Erst mit der fortschreitenden Erneuerung des 
Geschützmaterials trat darin eine Erleichterung gegenüber dem Zustand 
von 1915 ein, in welchem Jahre für 29 Geschütztypen 100 verschiedene 
Munitionssorten hatten erzeugt werden müssen. 
Anfangs 1916 war die Munitionslage dank der vorausgegangenen 
größeren' Kampfpause so günstig gewesen, wie nie vorher, und für die 
Offensive in Tirol waren sehr ansehnliche Munitionsmengen bereitge¬ 
stellt x) worden, die freilich dann auch aufgingen. Bedarf und Verbrauch 
an Munition wuchsen nach der Wendung, die die Ereignisse im Norden 
nahmen, noch mehr an. Anfang Juli forderten beispielsweise die Armeen 
im Nordosten an einem Tage Munitionsmengen an, die das acht- bis 
vierzehnfache einer Tagesleistung der gesamten Munitionsindustrie aus¬ 
machten. 
Diese hatte zum Unterschied von der sonstigen Rüstungsindustrie 
den im Jahre 1915 genommenen Aufschwung nicht im gleichen Tempo 
fortzusetzen vermocht. Sie erzeugte im Sommer des Jahres 1916 wohl 
durchschnittlich 255.000 Artilleriegeschosse und mehr als 26 Millionen 
Infanteriepatronen in jeder Woche, erreichte damit jedoch nicht einmal 
die bescheidene Mindestforderung, die die Heeresleitung schon ein Jahr 
zuvor gestellt hatte, geschweige denn die Mengen, die dem tatsächlichen 
Bedarfe entsprochen hätten. Sehr gegen ihren Willen sah sich daher die 
Heeresleitung immer wieder gezwungen, den Truppen Sparsamkeit mit 
1) Bis Ende März 1916 schob die Heeresleitung der 11. Armee etwa 613.000 Schuß 
für Geschütze bis 10 cm und 54.000 Schuß für Geschütze über 10 cm Kaliber zu.
	        
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