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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916
Noch war der Stahlhelm — selbst zu Jahresende — ein seltener,
meist nur bei Sturmformationen vorhandener Ausrüstungsgegenstand.
Seine allgemeine Einführung, schon lange als unabweislich erkannt, war
jedoch durch Erzeugungsschwierigkeiten gehemmt gewesen und begann
erst entschiedenere Fortschritte zu machen, als man sich auf Drängen
» der k. u. k. Heeresleitung zur Großerzeugung des vorzüglichen deutschen
Modells in österreichischen Werkstätten entschloß. Um die Jahreswende
1916/17 durfte man hoffen, daß bis Ende des Monats März schon
400.000, bis Ende des Monats Juli schon mehr als IV2 Millionen Stahl¬
helme bei den Truppen sein würden.
Der Kavallerie war die Bahn ihrer Entwicklung schon seit der
ersten Kriegszeit durch das veränderte Wesen des Krieges und durch
den Mangel an Pferden unabwendbar vorgezeichnet. Auch im zweiten
und im angehenden dritten Kriegs jähre boten sich ihr keine echten
Reiteraufgaben, in denen sie ihre altbewährte Eigenart hätte zur Gel¬
tung bringen können. Selbst wenn erfolgversprechende Gelegenheiten
für ihren Einsatz zu winken schienen, wie es auf dem rumänischen
Kriegsschauplatze der Fall war, wo tatsächlich viereinhalb öst.-ung. Ka¬
valleriedivisionen herangezogen worden waren, führten die Ereignisse
sie wieder in den ortgebundenen mühsamen Infanteriekampf, größten¬
teils sogar ins Gebirge.
Kein Wunder, daß die Reiterei, als es für den Ausbau der Artillerie
an Pferden fehlte, wieder ein gutes Stück Weges weiter zur Angleichung
an die Infanterie gedrängt wurde. Schon im Frühjahr 1916 sahen sich
die Kavallerieregimenter auf vier Schwadronen zu je 110 Reitern ver¬
mindert; hingegen waren bei jeder Kavalleriedivision zwei bis drei
Schützendivisionen in Bataillonsstärke formiert, die Maschinengewehre
vermehrt und Infanteriegeschütze eingeteilt worden. Immer entschie¬
dener rückte die Kampfkraft der Kavalleriedivisionen auf die Seite der
zu Fuß formierten Einheiten, immer rascher vollzog sich diese Wand¬
lung. Schon im September des Jahres 1916 mußten die Kavallerieregi¬
menter ihre Reiterabteilungen auf eine Division beschränken und ihre
Fußabteilungen auf eine volle Schützendivision erweitern1). Aber auch
dabei sollte es nicht mehr lange bleiben. Die Tage der Reiterei waren
gezählt.
*) Die Anzahl der Schwadronen war sowohl bei den Reiter- als auch bei den
Schützendivisionen verschieden und wechselnd. In der Gesamtzahl der Reiterschwa¬
dronen änderte sich jedoch durch die neue Gliederung zunächst noch nichts gegen¬
über dem Stande vom Mai 1916.