Die technischen Infanteriekompagnien
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technischer Hinsicht durch den Ausbau der für die vielen technischen
Aufgaben längst nicht mehr ausreichenden Pionierabteilungen dieser
Waffe zu „technischen Infanteriekompagnien". Den „technischen Infan¬
teriezügen", deren jedes Regiment so viele aufstellte, als es Bataillone
besaß, wurden überdies ein „Infanteriekampfmittelzug x) und ein „Infan¬
terietelephonzug" angegliedert. So wurde auch das Verbindungswesen,
das bisher bei der Infanterie einigermaßen zersplittert auf der Ausrü¬
stung der Unterabteilungen mit dem Fernsprechgerät aufgebaut war,
einheitlich zusammengefaßt2).
Alle diese Einführungen und Änderungen, so geringfügig sie teil¬
weise auch scheinen mochten, hatten im Laufe des Jahres 1916 in der
Gesamtheit doch das Wesen der Königin der Waffen von Grund auf
verändert. Schritt für Schritt wich ihre seit Jahrhunderten bewahrte
Einheitlichkeit und Gleichförmigkeit einer reicheren und verschieden¬
artigen Gliederung. Ihre Einheiten waren im Begriffe, zu kleinen Ver¬
bänden gemischter Waffen zu werden, eine Wandlung, die sich in der
Nachkriegszeit fortsetzen sollte.
Auch an dem rein äußerlichen Bilde der Truppen gingen das
zweite und das dritte Kriegsjahr nicht spurlos vorüber. Das „hecht¬
graue" Soldatenkleid war nun schon überall durch ein „feldgrünes"
ersetzt, die ursprüngliche Gleichartigkeit irl Farbe, Schnitt und Ausfüh¬
rung — und leider auch in Güte der Stoffe — einer größeren Mannig¬
faltigkeit gewichen. Verschwunden waren auch die langen Hosen und
die schmalen Bänder, die sie an den Knöcheln umschlossen („Hosen¬
spangen"); alles trug Kniehosen und die bei sämtlichen Nationen gleich
beliebten Wickelgamaschen. Ebenso war der Kalbfelltornister schon über¬
all durch den zwar unschönen, aber geräumigeren Rucksack verdrängt.
Noch ein gut Stück einstiger Buntheit der öst.-ung. Armee ging in
diesem Jahre fast ganz verloren; teils aus Gründen der schnellen Er¬
zeugung, teils wegen Mangels an den feinen kostbaren Tuchsorten wur¬
den die Feldkleider fast nur mehr ohne „Kragenaufschläge" geliefert.
Immer seltener begegnete man den traditionellen „Regimentsfarben",
die selbst von den Offizieren vielfach nur in ganz schmalen Streifen
getragen wurden.
*•) In ihm waren die leichten Minenwerfer- und Granatwerferschwärme sowie
zwei Scheinwerferschwärme vereinigt.
2) Die Infanterietelephonzüge setzten sich aus je einem Telephonschwarm für
das Regimentskommando und für jedes Bataillon sowie aus einem Meldereiter-
schwarm zusammen.