Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Der Ausklang des Kriegsjahres 1917 
mittel, in Massen einzusetzen. Als Angriffspunkt wurde der Raum 
bei Cambrai gewählt und die Vorbereitungen wurden so vorsichtig ge¬ 
troffen, daß die Geheimhaltung vollkommen gelang. 
Der vom englischen Tankkorps (378 Kampf- und 98 Gerätewagen) 
und sechs Infanteriedivisionen am 20. November ausgeführte Angriff 
traf die deutsche 2. Armee im wesentlichen unvorbereitet. Ihre Front 
wurde durchbrochen; drei englische Kavalleriedivisionen näherten sich 
bereits zur Verfolgung, und auch die benachbarten Franzosen zogen 
zum gleichen Zweck bei Péronne ansehnliche Kräfte zusammen. Doch 
die über ihren Erfolg selbst überraschten Engländer verstanden ihn • 
nicht auszunützen. Dies gab den Deutschen Zeit, ihre Front zu festigen 
und einen Gegenangriff vorzubereiten, den sie am 30. November unter¬ 
nahmen. Bis zum 5. Dezember entrissen sie den Engländern den grö߬ 
ten Teil des verlorenen Bodens und führten 9000 Mann als Gefangene 
und 150 Geschütze als Beute weg. 
Der Masseneinsatz von Tanks war das wichtigste Ereignis an der 
deutschen Front. Die DOHL. begann nun gleichfalls, die Erzeugung von 
Kampfwagen in die Wege zu leiten. Wegen Überlastung der deutschen 
Industrie und wegen des Rohstoffmangels war der Vorsprung der 
Feinde aber nicht mehr einzuholen. Bis Anfang 1918 konnte Deutsch¬ 
land nur 75 Beutetanks und 15 eigene Kampfwagen in Verwendung 
nehmen1). 
Bis zum Ende des Jahres 1917 vermochte sich die deutsche West¬ 
front — von einigen Einbeulungen abgesehen — erfolgreich zu be¬ 
haupten. Hiebei hatte es sich aber gezeigt, daß das Halten in reiner 
Abwehr bei dem ungeheuren Materialaufwand der Feinde nicht mehr 
gesichert war. Die Raumeinbußen bei Verdun, bei Ypern, bei Laffaux 
und bei Cambrai waren mit Verlusten an Streitern und Geschützen ver¬ 
bunden, die weit größer waren als bei einem gutgeführten eigenen An¬ 
griff. Auch war die Disziplin nach der mehr als dreijährigen Dauer 
des Krieges zweifellos bereits gelockert. Traten deutsche Truppen 
aber zu einem Angriff an, wie bei Zloczów, bei Tolmein oder beim 
Gegenangriff bei Cambrai, dann zeigten sie sich den Feinden noch 
immer überlegen. Deshalb war auch im Heere die Erkenntnis allgemein, 
daß nur ein Angriff zu Lande den Krieg siegreich beenden könne2). 
Im Gegensatz zu der erfolgreichen strategischen Verteidigung, auf 
die das Verhalten des deutschen Westheeres im Jahre 1917 abgestimmt 
1) Kahl, II, 235. 
2) Ludendorff, 434.
	        
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