Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Das Ende der Stawka 
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endgültigen Zerfall entgegen1). Die Entlassungen, die Ankündigung 
der bevorstehenden Demobilisierung erweckten in allen Soldaten den 
sehnlichsten Wunsch, in die Heimat zurückzukehren. Regimenter und 
höhere Verbände weigerten sich, vorne befindliche Truppen abzulösen, 
mansche Einheiten verließen eigenmächtig die Front. Stäbe und Anstal¬ 
ten konnten nicht mehr arbeiten, weil ihnen die Leute entliefen. Vor 
dem Treiben der radikalen Soldatenkomitees begannen hohe und nie¬ 
dere Offiziere nach dem Süden und Südosten des Reiches zu flüchten. 
Dort sowie in Sibirien schritten einzelne Generale daran, gleichgesinnte 
Anhänger um sich zu scharen und Freiwilligenarmeen zu bilden, um 
die Petersburger Machthaber zu bekämpfen. 
Auch auf die Rumänische Front griff die bolschewikische Zersetzung 
über. Gen. Ragoisa mußte die Führung der 4. Armee niederlegen. In 
einem Russenlager bei Jassy arbeitete ein Verschwörerherd auf den 
Sturz des rumänischen Königtums hin; dem General Schtscherbatschew 
drohten Haft und Tod. Gemäß einem Ministerratsbeschluß wurde der 
Aufruhr am 22. Dezember von rumänischen Truppen niedergeschlagen ; 
die Stadt Jassy und Gen. Schtscherbatschew wurden befreit2). Inzwischen 
hatte sich die Ukraine als selbständiger Staat erklärt, der sich den 
Volkskommissären Rußlands nicht unterordnete. Schtscherbatschew war 
mit der ukrainischen Regierung in Verbindung getreten und erhielt auch 
die Südwestfront (S. 720) unterstellt3). Sein ganzer Befehlsbereich galt 
als eine ukrainische Front. Das Umwandeln der hier stehenden Truppen 
in nationale, rein ukrainische wurde fortgesetzt; die großrussischen 
Verbände sollten ausgeschieden werden. 
Aber auch in Rumänien wollten viele russische Soldaten nach dem 
Waffenstillstand nicht mehr vorne an der Front bleiben, sondern heim¬ 
wärts ziehen. Zügellose Scharen unter selbstgewählten Führern drohten 
plündernd das Land zu überschwemmen. Das rumänische Oberkom¬ 
mando traf Maßnahmen, um mit 13 Divisionen und Teilen der Kaval¬ 
lerie in gedehnter Aufstellung an Stelle der unverläßlichen Russen die 
Gebietsgrenzen zu schützen und mit den restlichen Truppen die Sicher¬ 
heit im Innern gegen die früheren Kampfgefährten zu wahren. So 
geriet ein Großteil der russischen und rumänischen Streitkräfte in der 
Moldau in Bewegung. Was da trotz des Waffenstillstandes beim Feinde 
!) Spannocchi, 195 ff. und Beilage 6. — Vgl. auch K a k u r i n. 
2) Kiritzesco, 379ff. 
3) Wahl, Zur Geschichte der weißen Bewegung (Die Tätigkeit des General¬ 
adjutanten Schtscherbatschew) [in russischer Sprache, Revall935], 21ff.
	        
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