Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Der Ausklang des Kriegsjahres 1917 
unseren Linien bald Angehörige des öst.-ung. und des deutschen Heeres 
ein, die aus russischer Gefangenschaft entwichen waren. Für die Auf¬ 
nahme solcher „Heimkehrer" mußte besonders vor gesorgt werden. Es 
handelte sich nicht nur darum, dem Einschleppen von Seuchen vor¬ 
zubeugen; die größere Gefahr la.g auf geistigem und moralischem Ge¬ 
biete. Diese bisher den wechselvollsten Schicksalen unterworfenen Leute 
konnten, wenn sie wieder in die Reihen ihrer einstigen Kameraden 
eintraten, hier sehr leicht die in Rußland aufgesogenen Gedanken 
ausstreuen und bei den Mittelmächten das Heeresgefüge und den Kampf- 
willen untergraben. Es war anzunehmen, daß die Russen die Rückkehr 
solcher Gefangener als Verfechter der neuen Lehren sogar förderten. 
Die Heimkehrer waren von der Truppe abzusondern, nach ihrer Gesin¬ 
nung auszuholen, über die Kriegslage zu unterrichten und hierauf zu 
den Ersatzkörpern heimzusenden. 
Anfangs Dezember entschied sich in dramatischer Weise das Ge¬ 
schick der russischen Heeresleitung, der Stawka1). Der Verlauf der in 
Brest-Litowsk geführten Verhandlungen wurde durch Funkspruch all¬ 
gemein im Reiche und an der Front kundgemacht. Diesen Verlautbarun¬ 
gen konnte das Lager des Gen. Duchonin nichts entgegensetzen, das 
den Wünschen des Volkes und des Heeres in höherem Maße entspro¬ 
chen hätte. Die Stawka verstummte und damit war das Los des ge¬ 
wesenen Oberbefehlshabers und seiner Anhänger besiegelt. Fähnrich 
Krylenko kam mit einer Matroseneskorte nach Mohilew und besetzte 
die Stawka. Duchonin, dem gesicherte Fahrt nach Petersburg zugesagt 
worden war, wurde von einer verhetztem. Soldatenschar aus dem Zuge 
geholt und grausam ermordet2). Die ausländischen Militärbevollmäch¬ 
tigten hatten sich beim Nahen Krylenkois nach Kiew in Sicherheit be¬ 
geben. Gen. Kornilow und andere mit ihm Verhaftete, die bei Mohilew 
untergebracht waren, konnten aus dem Gewahrsam entweichen. Die 
zentrale, regelmäßige Geschäftsführung durch die Stawka hörte auf. 
Da die Verpflegung des Feldheeres schon seit langem schwierig war, 
hatte der Kriegsminister bereits Ende Oktober — der Heeresverbiand 
umfaßte damals insgesamt noch rund zehn Millionen Mann — eine 
Stande,sverringerung vorgeschlagen3). Die älteren Mannschaftsjahrgänge 
wurden nach und nach entlassen. 
Nach dem Abschluß des Waffenistiiistandes ging das Heer seinem 
1) Spannocchi, 195ff. 
2) Lukomski, I, 250. 
3) Knox, II, 697.
	        
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