Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Infanteriegeschütz und Minenwerfer 
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kam, im eigenen Bereiche Kampfmittel brauchte, um feindlichen Wider¬ 
stand brechen oder plötzlich auftauchenden Gefahren wirksam begegnen 
zu können. Diesem Zwecke sollten Infanteriegeschütze, Minenwerfer 
und Granatwerfer dienen, die in den unmittelbaren Verband der Infan¬ 
terie traten. Bis zur Jahreswende kamen 310 Züge mit dem kleinen 
37 mm-Infanteriegeschütz an die Front, so daß zu dieser Zeit jedes 
Regiment und die selbständigen Bataillone mindestens eine Infanterie¬ 
geschützabteilung besaßen. Es bestand die Absicht, die Regimenter mit 
zwei solchen Zügen auszustatten. 
Die neue Waffe fand bei der Truppe indes nur geteilte Aufnahme. 
Wohl begrüßte man allgemein die Einführung eines Kampfmittels, das 
die Wirkung der Artillerie ergänzen konnte, erwartete aber von dem 
kleinen Geschütze zumeist Leistungen wie Zerstörung von Deckungen, 
von betonierten Beobachtungs- und Maschinenge wehrständen u. dgl. m., 
zu denen es nicht befähigt war. Mit einer nur „gelegentlichen" Ver¬ 
wendung der Infanteriegeschütze, zu der es überdies im Stellungskriege 
nur selten kommen konnte, fand sich die Truppe nicht leicht ab. Fast 
alle Berichte gipfelten in dem Wunsche nach größerer Wirkung, größe¬ 
rem Kaliber und größerer Schußweite, Forderungen, die ohne Erhöhung 
des Gewichtes nicht erfüllt werden konnten. Einzelne Verbesserungen an 
Konstruktion, Organisation und Munition1) vermochten daran nichts zu 
ändern. Das schwierige Problem der Infanteriegeschütze trat indessen 
bald weit in den Hintergrund gegenüber einer anderen Sorge, die viel 
dringender geworden war, die Frage der Minenwerfer. 
Das Minenwerferwesen hatte sich in der öst.-ung. Armee in den 
ersten zwei Kriegsjahren nur wenig entwickelt. Noch im Frühjahr 1916 
gab es bloß ein leichtes Muster, das eines 9 cm-Minenwerfers, in 
nennenswerter Anzahl bei der Infanterie. Die vorhandenen größeren 
Minenwerfer spielten der Zahl nach so gut wie keine Rolle; ihre Lei¬ 
stungsfähigkeit war überdies gering. Da begann sich, vornehmlich an 
der Südwestfront, eine von Monat zu Monat zunehmende Überlegenheit 
des Feindes an schweren Minenwerfern auszusprechen, die (als Luft¬ 
minen wer fer) nicht leicht entdeckt und — da es ja noch immer an Steil¬ 
feuergeschützen mangelte —• nur schwer bekämpft werden konnten. 
Allenthalben stand man unter dem Eindruck der gewaltigen moralischen 
1) Durchwegs abgelehnt wurde die ursprünglich gewählte Fortbringung auf 
Karren mit Hundezug; sie bewährte sich nirgends, am schlechtesten im Gebirge. 
Später richtete man die Infanteriegeschützabteilungen so ein, daß das Material ent¬ 
weder von Männern oder von Tragtieren getragen wurde.
	        
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