Die Freiwilligentruppen
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als im Mai (984 gegen 1029). Die meisten „überzähligen" Feldbataillone
der Infanterieregimenter sowie nicht weniger als 36 von 200 Land-
Sturminfanteriebataillonen waren aus der Kriegsgliederung verschwunden.
Auch das Freiwilligenwesen hatte den Höhepunkt seiner Entwick¬
lung bereits überschritten. Wohl bildeten die vorhandenen Verbände
auch weiterhin wertvolle und willkommene Hilfe, vor allem die nun
in 29 Bataillone und 21 Kompagnien gegliederten Tiroler und Vorarl¬
berger Standschützen sowie die alpenländisehen freiwilligen Schützen¬
regimenter (zusammen neun Bataillone). Im Osten waren sogar den
Bukowinaer und den ukrainischen Freiwilligen noch fünf Siebenbürger
freiwillige Streifkompagnien, das sogenannte „Tigerbataillon", zugesellt
worden. Aber alle diese Verbände verfügten über keine oder nur sehr
geringfügige Reserven; bei der überaus gespannten Lage des Ersatz,-
wesens konnte natürlich nicht daran gedacht werden, die Freiwilligen¬
truppen auf vollem Stande zu erhalten oder gar auszubauen. Der größte
Freiwilligenverband, die Polenlegion, schied übrigens im Zusammen¬
hang mit der politischen Entwicklung der Polenfrage im Herbst gänz¬
lich aus der Einflußsphäre der öst.-ung. Wehrmacht aus.
Während also der Verlauf der Ereignisse im Jahre 1916 einen
organisatorischen Ausbau der Fußtruppen nicht begünstigte, führte die
Entwicklung d;er neuen Kampf formen zu ganz erheblichen Wandlungen
ihres inneren Gefüges. Neue Infanterieformationen fielen, nicht ihrem
Umfange nach, sondern wegen ihrer Bedeutung, für besondere Dienste
ins Gewicht. Dazu gehörten vor allem die an der Südwestfront aufge¬
stellten Sondertruppen für den Krieg im Hochgebirge: die „Hochge-
birgskompagnien", die für besondere Unternehmungen, für Kampf und
Aufklärung, für Führer- und Rettungsdienste bestimmt waren, sowie
„Bergführerabteilungen", Sammeleinheiten der erfahrensten und geübte¬
sten Alpinisten, die zu besonders schwierigen hochalpinen Unterneh¬
mungen sowie zur Leitung und Durchführung von alpintechnischen
und Bergungsarbeiten herangezogen wurden1).
Eine andere Neuerung, die bald berufen sein sollte, zum ent¬
scheidenden Träger einer neuen Kampfweise zu werden, waren die
x) Ende 1916 gab es acht Hochgebirgskompagnien, bestehend aus je drei Infan¬
teriezügen, einem MG-Zug, einem technischen Schwärm, zwei Telephonpatrouillen
und einzelnen Bergführerpatrouillen, weiters 12 „Bergführerabteilungen", die 120O
der erfahrensten Alpinisten, zu „Bergführern" ernannte Offiziere und Soldaten, ver¬
einigten. In den ersten Monaten des Jahres 1917 erhöhte sich ihre Zahl auf 95 Offi¬
ziere und 1900 Mann in 13 Abteilungen.
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