Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Vorteil des einspringenden Frontwinkels 
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Der erste Akt dieser weitgreifenden Kriegshandlung war der 
Durchbruch bei Flitsch und Tolmein. Die Wahl des einspringenden Win¬ 
kels der Front als Durchbruchstelle hatte sich schon bei Gorlice (1915), 
am Szurdukpaß (1916) und bei Zalosce (1917) gelohnt. Sie erwies sich 
auch hier als überaus zweckmäßig. Im Gegensatz zu Angriffen aus einer 
geraden oder einer ausspringenden Front führt der Vorstoß aus einem 
einspringenden Winkel zu Beginn der Kampfhandlung zu einer Ver¬ 
kürzung der Front. Den so wichtigen Flanken schütz kann der Stoßkeil 
fürs erste unbekümmert den noch stehenden Frontteilen überlassen. 
In weiterer Folge wird er von Truppen besorgt, die wegen der Front¬ 
verkürzung aus der eigenen ersten Linie verdrängt worden sind3). 
Alle diese Vorteile waren auch beim Durchbruch der Verbündeten am 
oberen Isonzo fühlbar. Das Unternehmen wurde mit größter Gewissen¬ 
haftigkeit vorbereitet. Die Truppe stürmte mit einem unvergleichlichen 
Schwung in das italienische Stellungsnetz hinein. Regnerisches und 
nebeliges Wetter erleichterten in den ersten Kampfstunden das Vor¬ 
dringen in den Haupttälern. Die Angreifer standen in den entscheiden¬ 
den Räumen bereits tief im Feinde, als dieser, obgleich durch Verräter 
gewarnt, des über ihn hereingebrochenen Unglücks erst gewahr wurde. 
Nach kaum 36 Stunden unaufhörlichen Kämpf ens und Marschierens 
waren die wichtigsten Stützpunkte des italienischen Stellungsnetzes, der 
Stol, der Mt. Matajur, die Höhen Jeza und Globocak, genommen. Am 
vierten Schlachttage gewann die Armee Otto Below bei (Dividale die 
Ebene, und das Erscheinen von Kaiserjägern auf dem Montemaggiore 
gab Cadorna den letzten Anstoß, seine Stellungen am Isonzo endgültig 
aufzugeben und den schon vorbereiteten Rückmarsch hinter denTaglia- 
mento antreten zu lassen. Damit schlug auch den Karstkämpfern die 
Stunde der Erlösung aus dem opferreichen Stellungskampf zweier Jahre. 
Am 28. wurde auf dem Kastell des wiedereroberten Görz die schwarz- 
gelbe Fahne hochgezogen. 
Auf Seite der Verbündeten war für die Fortführung der Angriffs¬ 
bewegung jedem Heereskörper ein Vorrückungsstreifen mit entspre¬ 
chend weitgestecktem Ziele vo-rgezeichnet worden. Diese schon erprobte 
Maßnahme hatte sich zunächst auch diesmal bewährt. Bei dem raschen 
Vordringen der Angriffstruppen und dem oftmaligen Abreißen jeg¬ 
licher Verbindung zu den höheren Befehlsstellen wäre es häufig unmög¬ 
lich gewesen, die unterstehenden Heereskörper rechtzeitig mit Weisungen 
zu versorgen. Allerdings sollten bei der Hast, mit der die Ereignisse 
1) Kissing, Der strategische Durchbruch, 8Iff.
	        
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