Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Meinungsverschiedenheiten Zwischen Cadorna und Capello 
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tober erlassenen Weisungen des Höchstkommandos, auf der Hochfläche 
von Bainsizza nur die Feldhatterien und die leicht beweglichen Ge¬ 
schütze mittleren Kalibers zu belassen, nicht nachgekommen. Er wollte 
sich auch nicht dazu verstehen, einen sich voraussichtlich durch ein 
kurzes Zerstörungsfeuer ankündigenden Angriff der Österreicher ledig¬ 
lich durch ein Gegenvorbereitungsfeuer niederzuhalten. Der sehr tat¬ 
freudige, aber auch eigenwillige Armeeführer beharrte darauf, daß der 
geglückten Abwehr unverzüglich ein Gegenangriff zu folgen habe. Er 
beließ daher Kräftegruppierung und Artillerieaufstellung im allgemei¬ 
nen unverändert und verständigte seine Korps, daß gegebenen Falles 
im Gegenangriff der Mt. S. Gabriele, Ravnica und der Ostrand der 
Bainsizza zu gewinnen sein werden1). 
Aus dieser Verschiedenheit der Ansichten ergab sich ein lebhafter 
Meinungsaustausch zwischen Cadorna und Capello, der mit einem a.m 
20. Oktober erlassenen Befehl der Heeresleitung seinen Abschluß fand. 
In diesem Befehl wurde die 2. Armee verständigt, daß iim Falle eines 
gegnerischen Angriffes auf eine großangelegte Gegenoffensive aus 
Rücksicht auf die schwachen Stände und wegen Ergänzungsschwierig¬ 
keiten verzichtet werden müsse. Die 2. Armee, deren Stärke für die 
bloße Abwehr aber völlig ausreichend zu sein schien, wurde lediglich 
ermächtigt, örtliche Gegenangriffe solchen Umfanges auszuführen, wie 
im Hinblick auf die gebotene Sparsamkeit mit den Kräften noch ver¬ 
antwortet werden konnten2). 
Dieser Befehl, der eine tiefgreifende Änderung der Aufstellung 
der 2. Armee hätte auslösen sollen, langte gleichzeitig mit Nachrichten 
über das unmittelbare Bevorstehen eines insbesondere gegen die 2. Ar¬ 
mee gerichteten Angriffes ein. Weitgehende Verschiebungen erschienen 
nunmehr undurchführbar. Gen. Montuori, der Vertreter des vorüber¬ 
gehend erkrankten Gen. Capello, ordnete daher nur kleine Truppen¬ 
verschiebungen an, die zum Teil ebensowenig verwirklicht wurden wie 
die erwogene Rückverlegung taktisch ungünstig gelegener Frontteile im 
Flitscher Becken und auf den Hängen des Mrzli- und des Vodilvrh. 
Hatten die bisher eingelaufenen Nachrichten in Udine immer mehr 
die Auffassung gefestigt, daß aus dem Räume Flitsch—Tolmein ein 
Angriff drohe, an dem auch starke deutsche Kräfte teilnehmen würden, 
!) Cab iati, Ottobre 1917, 47. 
2) Capello, Per la verità, 251 f. — Heydendorff, Cadorna - Capello. Die 
italienische Führung vor der Schlacht bei Karfreit (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1933, 
854 ff.). 
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