Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Herbstoffensive gegen Italien 
Notwendigkeit eines befreienden Gegenangriffes überzeugt worden. Er 
hatte aber, nicht zuletzt aus politischen Gründen, Bedenken, deutsche 
Truppen auf dem italienischen Kriegsschauplatze kämpfen zu lassen, 
und bat daher den Kaiser Wilhelm in einem am 26. August abgesandten 
Schreiben, öst.-ung. Divisionen im Osten durch deutsche für die Süd¬ 
westfront freizumachen. „Du wirst mich sicher verstehen", hieß es wei¬ 
ter, „wenn ich ein besonderes Gewicht darauf lege, die Offensive gegen 
Italien nur mit meinen Truppen zu führen. Meine ganze Armee nennt 
den Krieg gegen Italien ,unseren Krieg4. Jeder Offizier hat von Jugend 
auf das von den Vätern ererbte Gefühl, die Sehnsucht in der Brust, 
gegen den italienischen Erbfeind zu kämpfen. Würden uns deutsche 
Truppen auch auf diesem Kriegsschauplatze helfen, so würde dies nie¬ 
derdrückend, auf die Begeisterung lähmend wirken. Nur deutsche Ar¬ 
tillerie, besonders schwere, würden ich und meine Armee auf dem 
italienischen Kriegsschauplatze begrüßen1)." 
Arn 29. August traf GM. Waldstätten, der Chef der Operations¬ 
abteilung des AOK., in Kreuznach ein, um bestimmte Vorschläge zu 
erstatten. Gdl. Ludendorff zeigte zunächst wenig Neigung, darauf ein¬ 
zugehen. Ihm wäre es lieber gewesen, durch Fortsetzung der Angriffe in 
der Bukowina und bei Focsani die Moldau zu erobern und den Wider¬ 
stand des Russenheeres zu brechen2) (S. 398). Allenfalls hätte sich dann 
Rumänien zum Friedensschluß veranlaßt gesehen. Auch glaubte Luden- 
dorff, wegen der noch im Gange befindlichen Flandernsehlacht nicht 
genügend Kräfte freimachen zu können. Auf den Vorhalt des GM. 
Waldstätten, daß eine Verbesserung der Lage am Isonzo für Österreich- 
Ungarn von entscheidender Bedeutung sei, verfügte GFM. Hindenburg, 
daß ein deutscher Beauftragter die Angriffsverhältnisse an Ort und 
Stelle zu erkunden habe. Hiezu wurde der im Gebirgskrieg sehr erfah¬ 
rene bayrische GLt. Krafft, zurzeit Stabschef einer Heeresgruppe an 
der Westfront, bestimmt. 
Am 1. September sandte Kaiser Wilhelm an seinen Verbündeten 
ein Antwortschreiben, worin er eröffnete, es sei ihm unmöglich, 
seine operative Reserve, die nach dem Siege bei Zloczów eben Riga 
angreife, die aber auch jeden Augenblick zur Abwehr im Westen bereit 
sein müsse, durch Ablösung öst.-ung. Divisionen im Osten festzulegen. 
Dies „würde zu einer ernsten Gefahr für unsere gesamte Kriegführung 
werden". Lasse es aber die Gesamtlage und ein Erfolg des Angriffes 
!) Ins Italienische übersetzt bei C a b i a t i, Ottobre 1917, 27 f. 
2) Ludendorff, 383 f.
	        
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