Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Der Hochsommer 1917 an der Südwestfront 
Anfangs Juli standen insgesamt 155 Bataillone, 8000 Standschützen 
und rund 1400 Geschütze in Tirol. Bis zum Beginn der elften Isonzo- 
schlacht wurden 15 Bataillone und mehrere Batterien abbefördert. Da 
die Frontlinie 340 km maß, und die Italiener schätzungsweise 250 Ba¬ 
taillone davor stehen hatten, erschien die Durchführung des Pasubio- 
unternehmens gewagt. Um die Landesverteidigung nicht zu gefährden, 
mußte Conrad von jeder Angriffshandlung absehen. Er bat, eine wei¬ 
tere Schwächung der Tiroler Front zu unterlassen, weil andernfalls 
der Feind geradezu ermuntert werden könnte, sich gegen Tirol zu 
wenden, dessen Eroberung er um so lebhafter anstreben mochte, je 
mehr sich der Krieg dem Ende, also einem Friedensschluß, zuneigte. 
„Der Idee, daß man in Tirol eine Schlappe hinnehmen müsse", schrieb 
Conrad Ende Juli, ,,kann ich mich nicht anschließen, weil ich der An¬ 
sicht bin, daß wir über genug Kräfte verfügen, um bei deren entspre¬ 
chender Verteilung sowohl am Isonzo als in Tirol siegreich zu bleiben. 
Ich kann ferner nicht umhin, der Erwartung Ausdruck zu geben, daß 
es nach den Erfolgen gegen Rußland und den zu gewärtigenden am 
Isonzo dazu kommen wird, daß Italien den vernichtenden Stoß erhält, 
bei dem ein Vorbrechen aus Tirol, wie im Frühjahr 1916, zu entscheiden¬ 
der Bedeutung gelangen muß. Bedingung aber hiefür ist, daß bis dahin 
die Lage in Tirol unter allen Umständen aufrecht erhalten bleibt." 
An der Kampflinie fanden im Juli und in der ersten Augusthälfte 
keine erwähnenswerten Gefeichtshandlungen statt. Zeitweise aufflak- 
kerndes Gewehr- und Geschützfeuer und an manchen Orten Gefechte 
kleiner Abteilungen vermochten die Verteidiger nicht zu beunruhigen. 
Indessen stellte die durch den Radiohorchdienst geförderte Beobachtung 
zuverlässig fest, daß die Italiener in der Zeit von Ende Juni bis Mitte 
August 17 Brigaden abgezogen hatten. Da das Eintreffen der Mehrzahl 
dieser Brigaden in Friaul angezeigt wurde, also die Bedrohung gegen 
die Isonzoiarmee zunahm, wogegen eine Gefahr für Tirol aufgehoben 
erschien, ordnete das Kommando der Südwestfront an, daß FM. Conrad 
abermals mehrere Einheiten zur Absendung bereitstelle. 
Als dann die elfte Isonzoschlacht begonnen hatte, wurden zunächst 
vier Bataillone (IR. 63 und IBaon. 1/64) .abbefördert. Unter dem Drucke 
der Ereignisse auf dem Hochland von Bainsizza befahl FM. Erzherzog 
Eugen, alle in Tirol entbehrlichen Truppen freizumachen. Dies konnte 
nunmehr angesichts der erkannten Tatsache, daß die Italiener ihre 
Kampflinie auf der Hochfläche von Asiago zurückverlegten, ohne Be¬ 
sorgnis in größerem Maße geschehen. Das IR. 50 mit vier Bataillonen
	        
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