Neuerlicher Ansturm auf Bainsizza—Heiligengeist
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In der geschilderten Aufstellung mußten die Verteidiger dem
Feinde entgegentreten, der am 21. August darauf ausging, mit ganzer
Kraft den Zielen zuzustreben, die er am Vortage nicht erreicht hatte.
Gen. Capello hatte schon für den 20. August befohlen, daß das II. Korps
entschlossen gegen den Jelenik vorstoße, um der 60. ID. den Isonzo--
Übergang zu ermöglichen, daß ferner das durch zwei frische Brigaden
verstärkte XXIV. 'Korps rasehestens vorwärts gehe, und daß das
XXVII. Korps mit starkem linkem Flügel nachdrücklich gegen Lom
angreife. Dieses Korps wurde, zugleich durch eine Brigade und eine
Reihe schwerer Batterien der mobilen Artilleriereserve verstärkt. Der
Armeeführer hatte ferner das XIV. Korps von Cormons ins Judriotal
aufwärts rücken lassen.
Das große materielle Übergewicht der Italiener fand in dem am
21. morgens wieder einsetzenden, überaus heftigen Artilleriefeuer schla¬
genden, Ausdruck. Die Infanterie ging auf der Hochfläche von Bainsizza
zunächst nur zögernd vor. Das Zusammenwirken der beiden Waffen
war offenbar gestört. Erst nach wiederholtem Umlegen der Feuerwalze
kam die stockende Bewegung in Fluß, dann folgte allerdings Welle auf
Welle. Mittlerweile griffen die Italiener an der Linie Mor sko—Désela—
Vodice schon vormittags kräftigst an. Im Rohotta! prallten sie an der
unbeugsam standhaltenden 106. LstlD. ab. Das südmährische LstlR. 25
zeichnete sich südlich von Rutar see besonders aus, indem es den zum
Teil schon über unsere ersten Stellungen hinwegstürmenden Feind hel¬
denmütig entgegentrat und zurückschlug. In der Riegelstellung bei
Désela wehrten sich Bataillone des Egerländer SchR. 6; weiter nördlich
focht nicht weniger tapfer das böhmische SchR. 7 gegen weit überlege¬
nen Feind. Der bei Mor sko im rechten Winkel abgebogene rechte Flügel
dieses Regiments erlebte schwere Stunden. Als die Italiener den um¬
fassenden Druck verstärkten, und es ihnen zugleich gelang, den linken
Flügel des Regiments zu durchbrechen, mußte es schließlich die Ufer-
stellung aufgeben. Nur Reste dieses trefflichen Truppenkörpers fan¬
den den Weg zurück und versuchten in einer etwa von Rodez zum
Kuk A 711 gedachten Linie neuen Widerstand zu leisten. Allein, es war
vergeblich. Die Masse der italienischen 60. ID., die sich in der Nacht
gegen Norden verschoben hatte,, erzwang sich den Aufstieg zur kahlen
Kukhöhe, die, seit vielen Stunden unter vereinigtem Feuer der schweren
Artillerie stehend, einem lodernden Vulkan glich. Zu dieser Zeit, um
etwa 3h nachm., stürmten auch von Norden her dichte Massen den Berg
hinauf. Die ausgebluteten Verteidiger, vornehmlich Kompagnien des
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