Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Rückschau auf die Offensive aus Südtirol 1916 
25 
In dem ersten und grundlegenden Plan für die Offensive hatte 
der Sinn einer Durchbruchsschlacht in vollkommenster, auf Tiefenwir¬ 
kung abzielender Form Ausdruck gefunden. Die Streitkräfte wurden 
in zwei Armeen geteilt. Eine erste, größere und mit starker Artillerie 
versehene Armee sollte die feindliche Front vollständig durchstoßen; 
eine zweite Armee sollte nachmarschieren;, um dann hinter der bezwun¬ 
genen feindlichen Front, hier also in der Ebene, vollkräftig zur Wir¬ 
kung zu kommen. Dieser gewiß ungewöhnliche Gedanke fand nicht 
ungeteilten Beifall. Er ist dennoch höchst bemerkenswert und kehrt 
später nicht allein in neuen Plänen Conrads, sondern auch in ähnlicher 
Form bei anderen Heerführern wieder, so beim Angriff der Westmächte 
gegen die deutsche Front an der Aisne im Frühjahr 1917, bei dem Gen. 
Nivelle hinter den Durchbruchskräften eine Verfolgungsarmee mit sehr 
starker Reiterei bereit hielt. 
Auf eine Überraschung des Feindes, die bei der Anlage der Süd¬ 
tiroler Offensive natürlich angestrebt wurde, konnte, je länger der 
Beginn des Angriffes wegen der hohen Schneelage im Gebirge hinaus¬ 
geschoben wurde, immer weniger gerechnet werden. Wenn das durch 
die Unbill des Wetters erzwungene Zuwarten immerhin auch dem Feinde 
zugute kam, so gestattete diese Zeit doch den Angreifern, sich auf ihr 
Vorhaben sorgfältigst vorzubereiten, um den voraussichtlichen stärkeren 
Widerstand der Italiener durch eine desto gewaltigere Kraftentfaltung 
zu brechen. Denn der Anblick der feindlichen Panzerwerke — einzelne 
waren mit freiem Auge deutlich sichtbar — übte jetzt einen um so 
tieferen Eindruck aus, als Berichte über die Schlacht bei Verdun (Dou- 
aumont und Vaux) die Schwere des Kampfes um solche Befestigungen 
ahnen ließen. Mochten auch die Artilleristen selbstbewußt versichern, 
daß sie die sperrenden Bollwerke der Italiener gründlich in Trümmer 
schlagen würden, so hielten die zum ersten Angriffe ausersehenen Infan¬ 
terie- und Sappeurtruppen es doch für geboten, Übungen mit den Mit¬ 
teln des Festungskrieges, also mit Sturmleitern, Wurfbrücken, Spreng¬ 
röhren u. dgl. m. vorzunehmen. 
So wurde ein planvolles Angriffsverfahren ausgearbeitet, um den 
Verlauf der Offensive zu einer schwungvollen Kriegshandlung zu ge¬ 
stalten. Die Befestigungszonen des Feindes sollten nunmehr nachein¬ 
ander und abschnittsweise zermürbt und durchbrochen werden. Man 
war sich darüber klar, daß die Ziele der ersten Phase innerhalb jener 
Grenzen zu liegen hätten, die der äußerste Wirkungsbereich der weit¬ 
tragenden schweren Geschütze bezeichnete. Dann sollte stehen geblieben
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.