Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Italien bleibt vorläufig sich selbst überlassen 
427 
nach der unmittelbar bevorstehenden Flandernoffensive, deren Ausklang 
seiner Ansicht nach nicht vor Ende November zu erwarten war. Sonnino 
berichtete über das unmittelbare Bevorstehen einer neuen Isonzooffen- 
sive, die jedoch wegen des Mangels an Kampfmitteln nicht entscheidend 
sein werde. Lloyd-George sprach sich neuerlich für den Einsatz briti¬ 
scher und französischer Streitkräfte inVenetien aus. Gen. nob. Albricci 
als Vertreter Cadornas erklärte, daß als äußerste Frist für eine solche 
gemeinsame Offensive auf dem italienischen Kriegstheater nur die letzten 
Augusttage in Betracht kämen. Wäre diese Offensive bis dahin nicht 
durchzuführen, dann müsse man sich bis Mitte Mai 1918 bescheiden. 
Die Regierungschefs luden die Generalstäbe ein, die Vorbereitungen 
für einen Frühjahrsangriff in Venetien zu treffen. Foch und Robertson 
beschlossen die Beistellung von je fünf Divisionen und 200 Geschützen 
durch jedes der beiden Heere. In einem Schreiben vom 21. August, als 
die Italiener bereits zum elften Male die Isonzofront berannten, kam 
Foch dem Gen. Cadorna gegenüber auf diese Abmachung zurück, wo¬ 
bei er betonte, daß die beiden Italien zugedachten Armeen der Alliierten 
unter den Oberbefehl der italienischen Heeresleitung treten würden. 
Mit diesen Zusicherungen stellten die Westmächte ihrem italieni¬ 
schen Bundesgenossen einen Wechsel auf die Zukunft aus, der aller¬ 
dings ganz anders, als geplant, eingelöst werden sollte. 
Inzwischen hatte in den blutgetränkten Ebenen Flanderns „die 
hunderttägige Schlacht" begonnen, deren Schrecken und Leiden die von 
Verdun und der Somme noch überbieten sollten. Eingeleitet wurde sie 
am 22. Juli durch ununterbrochenes Feuer aus 2300 Geschützen, das 
sich am 31. früh zu erdbebenartiger Kraft steigerte. Dann brachen 
um 6h50 auf einer 40 Kilometer breiten Front beiderseits von Ypern 
von zwei britischen und einer französischen Armee zunächst 15 Divisio¬ 
nen (14 britische, 1 französische) gegen drei deutsche Korps vor. Nach 
drei Tagen waren an einigen Stellen die Verteidiger etwas zurück¬ 
gedrängt, dann war die Wucht des Ansturmes gebrochen. Nachdem am 
15. an einem anderen Teile der Front, bei Arras, vier kanadischen Di¬ 
visionen ein kleiner Einbruch gelungen war, folgten am 16. und am 
22. August neue Großkampftage in Flandern1). Aber deutsche Tapfer¬ 
keit und das neue Abwehr ver fahr en versagten auch diesmal nicht. Als 
Ende August die erste Phase der Flandernschlacht ihrem Ende ent¬ 
gegenging, hatten die Engländer auf 20 km Frontbreite unter gewal¬ 
tigsten Opfern einen Raumgewinn von anderthalb Wegstunden erzielt. 
*) Mont gelas in der Propyläen-Weltgeschichte, X (Berlin 1933), 427 f.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.