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Die letzten Schlachten auf dem rumänischen Kriegsschauplatz
Weg im Serethtale dauernd zu verriegeln. Für die Rumänen bleibt die
„Schlacht bei Märäsesti" — wie sie die Rumänen nennen — ein Ruh¬
mesblatt in der Geschichte des Weltkrieges. Ähnlich wie bei Focsani
mußten sich die Verbündeten auch im Ojtozgebiet mit einem geringen
Raumgewinn begnügen.
Unterdessen hatten die Verbündeten die Bukowina von den Russen
gesäubert und am 3. August in Czernowitz Einzug gehalten. Die Be¬
strebungen, in der Richtung auf Dorohoiu in die nördliche Moldau
einzudringen, um sie im geplanten Zusammenwirken mit der Heeres¬
gruppe Mackensen zu erobern, schlugen aber ebenso fehl, wie Über¬
gangsversuche der Südarmee am Zbrucz. Einem weiteren Vordringen nach
Bessarabien und nach Podolien setzten die Russen schon an der Reiehs-
grenze wider alles Erwarten einen nicht zu überwindenden Widerstand
entgegen. Überdies erwies sich, daß die Angriffe der Verbündeten in
der Bukowina und bei Focsani, die etwa 300 km voneinander entfernt
unternommen wurden, viel zu weit auseinander lagen, um sich in ihren
Wechselwirkungen gegenseitig zu fördern. Nach diesen Schlachten ver¬
ebbte das nach längerer Pause wieder entflammte Wechsel volle Ringen
im Osten.
Mit dem Ergebnis der Sommerfeldzüge 1917 gegen die Russen und
Rumänen konnten die Mittelmächte, insbesondere die von den Ereignis¬
sen im Osten und Südosten unmittelbarer berührte k. u. k. Heeresleitung
zufrieden sein. War die Eroberung der Moldau auch nicht geglückt, so
waren doch Ostgalizien bis auf einen schmalen Grenzstreifen zwischen
Brody und Husiatyn und die Bukowina bis auf den südöstlichsten Winkel
befreit worden. Dabei hatte das Russenheer so offensichtliche Merkmale
des Verfalles gezeigt, daß neuerliche Angriffe der Russen kaum mehr
zu besorgen waren. Schließlich waren auch die Anstürme der jetzt
ungleich tüchtigeren Rumänen entschieden abgewehrt worden.
Am 3. September eroberten die Deutschen Riga und schufen sich
auf dem östlichen Dünaufer einen Brückenkopf. Hiedurch wurde eines¬
teils jedwede Bedrohung durch die Russen von dorther ausgeschaltet,
anderseits eine Ausfallspforte zum Vormarsch gegen Petersburg ge¬
schaffen. Nachher wurden die überschüssigen Divisionen nach dem
Westen und dem Südwesten abbefördert. Das russisch-rumänische
Kriegstheater verlor trotz der noch immer gewaltige Kräfte bean¬
spruchenden, 1850 km langen Front entschieden an Bedeutung. Das
Schwergewicht glitt endgültig auf den französischen und auf den ita¬
lienischen Kriegsschauplatz hinüber.