Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Kriegspläne für das Kriegsjahr 1917 
Der zu Chantilly beschlossene, sehr einfach erscheinende Kriegsplan 
machte aber doch noch eine Reihe von S ander Verhandlungen nötig, 
durch die die ursprünglichen Absichten nicht unerheblich abgeändert 
wurden — fürs erste in Frankreich selbst. Hier wurde der Höchstkom¬ 
mandierende, Gen. Joffre, Mitte Dezember durch den Gen. Nivelle 
ersetzt, der sich bei Verdun eben frischen Siegeslorbeer erworben hatte. 
Im Gegensatz zu Joffre, der eine Fortsetzung des Angriffes an der 
Somme geplant hatte, wo die durch die Sommerschlacht 1916 erzeugten 
Einbuchtungen in der deutschen Front zu umfassenden Angriffen auf 
beiden Ufern einluden, steckte sich Nivelle höhere Ziele. Er plante 
den ganzen, zwischen Arras und Reims nach Südwesten vorspringenden 
Bogen der Deutschen von Westein und von Süden umfassend zu be¬ 
stürmen und zu zerdrücken, wobei das Schwergewicht an die Aisne1 
gelegt werden sollte. Dies bedingte aber eine Verschiebung des An- 
griffsbeginnes auf den April1). Es darf hier schon darauf hingewiesen 
werden, daß der Angriff Nivelles gerade in jenem Räume erfolgen 
sollte, in dem die Deutschen ein Rückverlegen ihrer Front in Aussicht 
genommen hatten. 
Wandlungen der russischen Angriffspläne 
Sehr angriffslustig zeigte sich, trotz der bisher erlittenen unge¬ 
heuren Einbußen von viereinhalb Millionen Mann an Toten, Gefangenen 
und dauernd untauglich gewordenen Verwundeten2), das Zarenreich. 
Es wollte sich bei Einsatz einer möglichst großen Truppenzahl und mit 
reichlichem Kriegsgerät an dem vereinbarten Generalangriff der alliier¬ 
ten Staaten beteiligen. Die bis Ende 1916 bereits erfolgte Vermehrung 
der Infanteriedivisionen (von Nr. 128 bis Nr. 138) konnte, dem Vor¬ 
haben nur förderlich sein. Überdies beschloß Gen. Gurko, der Stellver¬ 
treter des erkrankten Gemeralstabschefs Gen. Alexe je w, vom Jänner 1917 
an alle Divisionen, mit Ausnahme der Garde, von 16 auf 12 Bataillone 
umzustellen, wodurch die Aufstellung von 62 neuen Divisionen — aller¬ 
dings zunächst ohne Artillerie — möglich wurde. Da es aber an Offizie¬ 
ren und Unteroffizieren fehlte, war diese Maßnahme für das Gefüge der 
Truppen von großem Nachteil ; es sollte noch verderbliche Folgen haben3). 
!) P a 1 a t,' L'année d'angoisse 1917 (Paris 1927), 15 ff. 
2) Gurko, Rußland 1914—1917. Erinnerungen an Krieg und Revolution 
(Berlin 1921), 117. 
s) Knox, With the Russian Army 1914—1917 (New York 1921), II, 532 f.
	        
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