Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Die Besprechungen in Pleß Ende Jänner 1917 
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In solcher Lage war es nicht zu wundern, daß der öst.-ung. 
Gstbsobstlt. Schneller, als er am 23. Jäniner in Pleß die Vorschläge Con¬ 
rads für eine gemeinsame Offensive gegen Italien erstattete, zwar auf 
keine unbedingte Ablehnung stieß, aber auch keine Zustimmung erntete. 
Die DOHL. erklärte, sich erst nach Abwehr der für den März im 
Westen erwarteten Eintenteoffensive über ihre nächsten Absichten aus¬ 
sprechen zu können. 
Als Conrad wenige Tage später, am 25., in Begleitung des Kaisers 
in Pleß erschien, empfing er die gleichen Eindrücke wie Obstlt. Schnel¬ 
ler. Die Ausführungen der deutschen Generale blieben nicht ohne Ein¬ 
druck auf ihn. Am 27. nach Baden zurückgekehrt, ließ er vier Tage 
später das Heeresgruppenkommando Tirol dennoch wissen, daß „unter 
gewissen Voraussetzungen, die von der Entwicklung der Gesamtlage 
abhängen", der Entschluß gefaßt werden könnte, „Italien erneuert an¬ 
zugreifen. In diesem Falle würde wieder ein Stoß mit sehr starken 
Kräften aus Südtirol, frühestens in der ersten Maihälfte geführt wer¬ 
den". Hiefür sollten die erforderlichen materiellen Vorbereitungen ein¬ 
geleitet werden. Die der Heeresleitung unmittelbar unterstehenden zwei 
Armeen am Isonzo und in Kärnten wurden lediglich angewiesen, alles für 
die Behauptung ihrer Stellungen vorzusorgen. Damit aber hatte Conrad 
die Hoffnung keineswegs aufgegeben, daß es ihm doch noch gelingen 
werde, den von ihm geplanten Schlag gegen Italien zu führen. Der Ge¬ 
danke, die Entscheidung bis auf weiteres den U-Booten auf hoher See 
allein zu überlassen, lag dem entschlußfrohen, tatkräftigen Feldherrn 
allzu ferne. 
Wie aus den vorstehenden Ausführungen entnommen werden kann, 
hielt die DOHL., wohl nicht in voller Übereinstimmung mit FM. Con¬ 
rad, die Kräfte der beiden verbündeten Kaiserreiche für nicht aus¬ 
reichend, um schon im Frühjahr an der West- oder an der Südwestfront 
zum Angriff zu schreiten. Ganz gewiß gebot aber das Kräfteverhältnis 
im Osten1), wo die Verbündeten fast immer doppelter Überlegenheit 
x) Stärkeverhältnis am 1. Februar 1917 an der Ostfront: 
411/2 öst.-ung., 78 deutsche, 5 türkische, 4 bulgarische Infanteriedivisionen, 
11 öst.-ung., 1 bulgarische, 11 deutsche Kavalleriedivisionen, Summe 1281/2 Infanterie- 
und 23 Kavalleriedivisionen mit rund 1,050.000 Gewehren (Karabinern). 
216 russische und 15 rumänische Infanteriedivisionen (davon 47 russische und 
9 rumänische in Neuaufstellung), 40 russische und 2 (in Reorganisierung befind¬ 
liche) rumänische Kavalleriedivisionen, Summe 231 Infanterie- und 42 Kavallerie¬ 
divisionen mit rund 2 Millionen Feuergewehren. 
Im Kaukasus standen von den Russen 15 Infanterie- und 11 Kavalleriedivisionen.
	        
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