Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Mai- und Junischlachten im Südwesten 
nicht um einen Schritt zurückgewichen war, dem feindlichen Angriffe 
mit voller Zuversicht entgegen. Das Korps hatte drei Divisionen mit 
25 Bataillonen in der Front und 8 Bataillone als Korpsreserve ausge¬ 
schieden, 5 von der 10. ID. und 3 von der 7. Division. Es konnte auf 
Verstärkung rechnen. 
Es war ein Mißgeschick, daß die ursprünglich für den 15. Mai vor¬ 
gesehene, dann aufgeschobene Ablösung der 28. ID. durch die 10. ID. 
erst am 21. und 22. nachts erfolgte. Als am Morgen des 23. Mai äußerst 
heftiges Geschütz- und Minenwerferfeuer einsetzte, befanden sich noch 
zwei Bataillone und das Kommando der 28. ID. im Frontabschnitt, so 
daß FML. Schneider Edi. v. Manns-Au die Führung behielt. Auch bei 
der 7. ID. war die Ablösung des IR. 37 durch das IR. 38 gerade in der 
Nacht auf den 23. Mai erfolgt, in der die italienische Artillerie das 
Einleitungsfeuer begann. 
Die Beschießung nahm mit jeder Stunde zu und erreichte alsbald 
eine auch auf diesem Kriegsschauplatz noch nie gekannte Stärke1). 
Unter dem Schutze dieses Feuers arbeitete sich die italienische Infan¬ 
terie vor. Bei Kostanjevica schien es, daß sie schon vormittags zum 
Angriff schreiten wolle. Dies löste Sperrfeuer aus. Von Mittag an war 
auch die Artillerie des Verteidigers in voller Tätigkeit. Das ganze 
Karstland dröhnte und stöhnte im Donner der Geschütze und im Kra¬ 
chen der Geschosse. 
Um 4h nachm. erfolgte der Großangriff der Infanterie. Gegen den 
rechten Flügel und die Mitte des k. u. k. VII. Korps liefen die 63. und 
die 22. ID. Sturm. Ihre Angriffe zerschellten — so wie acht Tage vor¬ 
her — teils im Artillerie- und Maschinengewehrfeuer, teils im erbitter¬ 
ten Flandgranatenkampf. Wo die Italiener in die vorderste Stellung 
einzudringen vermochten, so auf der Höhe -<¡^379, wurden sie durch 
sofort einsetzenden Gegenstoß zurückgeworfen. Anders bei Kostanjevica. 
Hier gelang der verstärkten 4. ID. gegen die 41. HID. ein glatter Durch¬ 
bruch. Die Italiener drangen in den zerschossenen Ort ein und faßten 
auf der Kirchhofhöhe festen Fuß. Weiter kamen sie allerdings nicht, 
*) Für ein Urteil über die Heftigkeit des Feuers ist neben der mitgeteilten 
Anzahl an schweren Waffen auch deren Feuergeschwindigkeit bedeutsam. Der öst.- 
ung. Artillerie war auf Grund reicher Erfahrungen vorgeschrieben, daß im „leb¬ 
haften Dauerfeuer" jedes leichte oder mittlere Geschütz 30 bis 40 Schuß in der 
Stunde abgeben könne. Die italienische Artillerie dürfte mit der gleichen Feuer¬ 
geschwindigkeit geschossen haben. Demnach mochten während des zehnstündigen 
Vorbereitungsfeuers mehr als eine halbe Million Artilleriegeschosse und Minen auf 
die öst.-ung. Stellungen 'eingefallen sein.
	        
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