Die Verluste in der ersten Schlachtphase
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vom 19. Mai gebe kund, daß die Italiener bei Loga und Bodrez auf das
westliche Isonzoufer zurückgegangen seien. Der tatsächlich am 18. Mai
nachts erfolgte Rückzug war der Aufmerksamkeit der dort stehenden
Landstürmer entgangen.
Im Laufe der Nacht zum 20. Mai waren endlich alle Batterien der
106. FABrig. auf der Bainsizza aufgefahren. Sie verstärkten die Morgen¬
grüße, die ihre Waffengefährten dem Feinde entgegensandten. Dessen¬
ungeachtet ließen sich die Italiener von ihrem Vorhaben nicht abhalten,
das diesmal der Eroberung des Mt. Santo galt. Der auf dem westlichen
Berghang hinangeführte Sturmangriff gegen die 5. IBrig. blieb zuerst
im Sperrfeuer stecken; dann raffte sich der zähe Feind wieder auf,
und nun gelang es ihm an mehreren Stellen unweit der Klosterruine,
in die zerschlagenen Verteidigungsstellungen einzudringen. Aber er
konnte sich dort nicht behaupten; denn die Abschnittsreserven kamen
heran und eroberten die Stellung zurück. Bei diesem Gegenangriff
zeichnete sich namentlich das südsteirische LstIBaon. III/26 aus. Gleich
darauf setzte allerdings die feindliche Artillerie wieder mit heftigstem
Vernichtungsfeuer ein, das den tapferen öst.-ung. Bataillonen beträcht¬
liche Verluste eintrug. Doch auch unsere Batterien blieben nicht müßig
und unterbanden jede Bewegung des Feindes. Erst als die sinkende Nacht
das Geschützfeuer schwächer werden ließ, versuchten die tapferen Ita¬
liener nochmals vorzubrechen, — diesmal an der ganzen Front von
Vodice bis zum Dolsattel. Es war ein Todeslauf, der ihnen schwerste
Opfer kostete. Mit diesem Gefecht schloß der dem Gen. Capello seiner¬
zeit vorgeschriebene Großangriff ab. Die nächsten Tage verliefen ver¬
hältnismäßig ruhig. Spätere, nach dem 23. Mai wieder auflodernde
Kämpfe im Gebiete des Vodice und Mt. Santo sowie bei Görz, ent¬
sprangen jener Nebenaufgabe, die der Görzer Armee in der dritten
Phase der Schlacht zufallen sollte.
Die Italiener hatten sehr große Verluste erlitten. Allein im engen
Kampfraum um Vodice, wo drei Brigaden und zwei Alpinigruppen (zu¬
sammen 26 Bataillone) ins Gefecht getreten waren, verloren sie 464 Of¬
fiziere und über 11.000 Mann *). Aber auch die Abgänge der öst.-ung.
Truppen waren nicht gering. Das XVII. Korps verlor in der Zeit vom
12. bis zum 20. Mai 1600 Tote, 8370 Verwundete und 2450 Vermißte,
ferner 12 leichte Geschütze und 6 Minenwerfer; beim XVI. Korps
zählte man 860 Tote, 3150 Verwundete und 930 Vermißte; beim Ab¬
schnitt III: 770 Tote, 4010 Verwundete und 150 Vermißte.
1) Pinchetti, Isonzo 1917 (Mailand), 94.