Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Lagebeurteilung in Adelsberg 
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Die Anhäufung der Kräfte auf der Karsthochfläche zeigt eindeutig, 
daß das Armeekommando vorausschauend annahm, der Feind werde 
den Hauptangriff auf dem Südflügel führen. Diese Anschauung war nicht 
zuletzt aus den Berichten gewonnen worden, die der Nachrichtendienst 
über die Lage der gegenüberstehenden feindlichen Kräfte bot. Man 
wußte, daß die italienische 3. Armee im Räume zwischen der Wippach¬ 
mündung und dem Meere zusammengeballt worden war, und daß im 
Gebiete von Görz Gen. Capello die Führung einer besonderen Armee 
übernommen hatte. Verborgen blieb allerdings die im April erfolgte 
Erweiterung des Befehlbereiches Capellos nach Norden bis zur Gegend 
von Ronzina (S. 133). Die Kenntnis davon hätte einen Fingerzeig dafür 
gegeben, dem Abschnitt IIa erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
Die ersten Maitage vergingen in beklemmender Stille; es war die 
schwüle Ruhe vor dem aufsteigenden Gewitter. Die Italiener verbargen 
sorgfältig die letzten Vorkehrungen und ließen ihre Artillerie möglichst 
schweigen. Das regnerische Wetter kam ihnen zustatten. So konnten die 
Beobachter keine nennenswerten Änderungen beim Feinde wahrnehmen. 
indessen gab es nunmehr Überläufer in reicher Zahl, die nicht 
allein den nahen Beginn der Offensive anzeigten, sondern auch anzu¬ 
geben wußten, daß die Schlacht auf verbreiterter Front, also auch im 
Gelände weit nördlich von Salcano, vorbereitet werde. Die nach Auf¬ 
klaren des Wetters wieder eifrig ausschauenden Flieger konnten nun 
im Gebiete des Kolovrat und der Korada zahlreiche neue Truppen- 
und Troßlager feststellen. Am 7. Mai enthüllten sich gegenüber dem 
k. u. k. XVII. Korps überdies zahlreiche neue Batterien durch ihr hef¬ 
tiges, besonders gegen die Standorte der Reserven und höheren Kom¬ 
mandos gerichtetes Feuer. 
Die Meinung, die der frühere Chef des Generalstabes, FM. Conrad, 
schon im Februar ausgesprochen hatte (S. 106), schien sich zu bestätigen. 
Am 9. Mai drahtete GO. Boro evie nach Marburg, die deutlicher wer¬ 
dende Bedrohung des XVII. Korps, dem bis jetzt größtenteils nur eine 
beobachtende Rolle zugedacht gewesen sei, erheische die Bereitstellung 
einer entsprechend starken Armeereserve hinter diesem Korps; die in 
dessen Bereich stehende Landsturmbrigade werde nicht genügen. Das 
Armeekommando plane daher, um sich vor unliebsamen Überraschun¬ 
gen zu bewahren und den Kampf an der ganzen Front nähren zu kön¬ 
nen, die Bereitstellung einer Division in der Gegend von Ternova. Es 
stünden dann an großen Reserven drei Divisionen hinter dem Ab¬ 
schnitt III, eine hinter dem XVI. und eine hinter dem XVII. Korps.
	        
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