Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Winter und Frühjahrsanfang 1917 
Angaben von Gefangenen und Überläufern ließen vermuten, daß ein 
solcher im Abschnitte ¿wischen der Wippach und dem Meere um den 
20. November herum bevorstehe. Aber ein Unternehmen, das am 19. 
von Stoßtrupps des VII. Korps südlich Biglia zur Aufklärung durch¬ 
geführt wurde, überraschte sichtlich den Feind und bewies, daß er 
nicht angriffsbereit sei. Seine emsige Tätigkeit galt vielmehr der Ab¬ 
wehr, und» schon Ende November hatte er in den zuletzt gewonnenen 
Landstreifen eine geschlossene Kette von Schützengräben aufgeworfen, 
die den öst.-ung. Stellungen auf etwa 800m gegenüberlagen. Diese „Re¬ 
spektdistanz" war nur an der Wippach geringer. So ging man in einen 
Zeitlauf des Stillstandes über, der fast ein halbes Jahr dauern sollte. 
Im Niemandsland spielten sich in der Folge Patrouillenkämpfe ab. 
Mit Befriedigung konnte der Führer des VII. Korps, FML. v. Schariczer, 
in einem zu Ende des Jahres erstatteten allgemeinen Bericht hervor¬ 
heben: „Versuche des Gegners, unsere vor der Front befindlichen Feld¬ 
wachen zu vertreiben, so insbesondere am 28. und 30. November und 
mehrmals in der ersten Dezemberwoche, sind ausnahmslos von der 
braven Infanterie abgewiesen worden. Die aufmerksame, energische 
Tätigkeit unserer Artillerie hat ferner zur Folge, daß die Italiener sich 
bei Tag nicht mehr zu zeigen wagen und ihre Angriffslust sichtlich 
einbüßen." Gleich zuversichtlich berichteten die benachbarten Korps. 
Selbstverständlich waren die k. u. k. Truppen nicht minder als der 
Feind am Werke, die Widerstandskraft der Stellungen zu erhöhen. Die 
im Laufe des Winters und bis Mitte Mai erzielten Fortschritte im 
Stellungsbau an der Isonzofront zeigt die Beilage 7. 
Mit Bedacht wurde darauf gesehen, daß die im Feuerbereich stehen¬ 
den Truppen zeitweise durch Reserven abgelöst wurden, um sie auf¬ 
zufrischen, gelegentlich zu schulen und den soldatischen Geist zu 
beleben. Sicherlich konnten damit nicht alle Schäden ferngehalten wer¬ 
den, die im Laufe eines langen und harten Stellungskrieges die Manns¬ 
zucht beeinträchtigt hatten. Klagen hierüber wurden von manchen 
Unterführern einige Male nicht ohne Grund ausgesprochen. Ungeachtet 
solcher Einzelfälle, die vor allem in Fahnenflucht bestanden, blieben 
aber die Zersetzungserscheinungen völlig gebannt, die. zu dieser Zeit 
nicht allein im russischen Heere, sondern auch in Frankreich und Italien 
wahrzunehmen waren. Auf eine von der Heeresleitung anfangs April 
gestellte Anfrage über etwa auftretende zersetzende Einflüsse auf den 
Geist und die Stimmung der Truppe lauteten die Antworten aller Führer 
des Südwestens aus voller Überzeugung verneinend.
	        
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