Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Eroberung von Montenegro und von Nordalbanien 
Während zunächst auch noch das 63. IDKmdo. an dieser Absicht 
festhielt, wurde ihre Verwirklichung durch die feindliche Schiffsartil¬ 
lerie vereitelt, die mit andauerndem Sperrfeuer jeden Vorstoß über die 
Knetabrücke unmöglich machte. So wurde es bald klar, daß die 
mittlerweile schon in vollen Gang gekommene Einschiffung der Brigade 
Savona augenblicklich nur mehr durch Fernwaffen gestört werden 
konnte, wozu überdies auch die Verhältnisse trotz erdrückender Über¬ 
legenheit der feindlichen Artillerie einluden, da die ohnehin unge¬ 
schützte Reede fast gänzlich in Sicht und Wirkung des Angreifers lag. 
Als nun die vereinigten Batterien der 20. LstGb.- und der 211. LstlBrig. 
um 1h nachm. überfallsartig das Feuer eröffneten, begannen die Ita¬ 
liener aus Mehlsäcken einen Schutzwall vor dem offenen Hafenplatz 
zu errichten, um wenigstens den Verkehr zur Landungsbrücke zu 
decken. Freilich war vorläufig damit nur das Einschiffen von Mann¬ 
schaft und tragbaren Gegenständen ermöglicht. 
Ähnlich wie der Angreifer vor der Knetabrücke, lag nun auch 
die Gruppe Jurisevic bis zum 25., diesen mitinbegriffen, untätig vor der 
nördlichen Landzunge, denn nach wie vor mußte mit dem schweren 
Feuer der feindlichen Schiffsartillerie gerechnet werden, zumal eine 
Entlastung durch die eigene Flotte kaum zu erwarten war. Alle ihre 
jüngsten Versuche, den Angriff auf Durazzo zu unterstützen, mußten 
wegen „schweren Seeganges"1) abgebrochen werden. Die Gründe der 
auffallend geringen Tätigkeit der 5. Schiffsdivision während der Über- 
schiffung der serbischen Heeresreste sind aktenmäßig nicht festgelegt. 
Panzerkreuzer und Schlachtsschiffe traten überhaupt nicht in Ver¬ 
wendung. Es ist nach allem anzunehmen, daß man über den Umfang 
der Aktionen des Feindes zur See nicht im klaren war und daher 
kampfkräftige Typen gegen scheinbar überlegene Seestreitkräfte nicht 
auszuspielen wagte. 
So war ein Handstreich gegen die im Augenblicke uneinnehmbare 
Hafenstadt wohl ausgeschlossen. FML. Sorsich entschloß sich, die inzwi¬ 
schen bei Vorrà eingetroffene 14. GbBrig. zum Vorstoß über die nörd¬ 
liche Landverbindung anzusetzen. Sie sollte die dorthin vorgeschobenen 
Kräfte ablösen, während die 210. und die 211. LstlBrig. mit Ausnahme 
ihrer Batterien als Reserve hinter dem Arsen zu vereinigen waren. Diese 
Neugruppierung kam in der Folge aber nicht mehr zur Geltung, da die 
angestrebte gewaltsame Lösung durch die unterdessen eingetretenen Er¬ 
eignisse schon überholt war. 
1) Kriegsarchiv (Marinearchiv), Österreich-Ungarns Seekrieg 1914—18, 277.
	        
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