Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Probleme der Kriegführung im ersten Halbjahr 1916 
Alles in allem war Ende Juli die Kriegslage der Mittelmächte und 
auch ihrer beiden Verbündeten auf dem Balkan überaus ernst. An der 
Westfront brannte an zwei Stellen, an der Somme und vor Verdun, 
ein kräfteverzehrender Kampf. Im Südwesten war es in den Sieben 
Gemeinden und im Suganatal wohl endlich ruhiger geworden, dafür 
züngelten in Friaul wieder Flammen auf und verrieten die Anzeichen 
zu einem neuen Ansturm gegen die Isonzofront. Auch auf dem Balkan 
spitzte sich nach der monatelangen Waffenruhe die Lage zu, da sich 
sowohl die Bulgaren als auch die durch die serbischen Divisionen ver¬ 
stärkte Ententearmee mit Angriffsplänen trugen. An der Ostfront süd¬ 
lich vom Pripjatj war durch die zahlreichen herangeführten deutschen 
und öst.-ung. Divisionen wenigstens in Wolhynien eine gewisse Festi¬ 
gung erzielt worden. Die aufreibenden Kämpfe dauerten aber fort und 
am 27. Juli stand man am Vorabend eines neuen Generalangriffes der 
durch unverbrauchte Divisionen, darunter die Qarde, verstärkten Hee¬ 
resmacht Brussilows. 
Vom Ausgang dieses Ansturmes hing viel ab. Denn im Hinter¬ 
grunde stand Rumänien, das sich unter dem stetig wachsenden Drucke 
der Entente immer mehr dem vielstaatigen Feindbunde zuneigte. Am 
26. Juli berichtete der Gesandte Czernin aus Bukarest über seine ge¬ 
wonnenen Eindrücke zusammenfassend wie folgt: „Es ist noch kein 
fait accompli geschaffen und der Ministerpräsident [Bratianu] beabsich¬ 
tigt, die nächste Zeit noch nicht einzugreifen. Ob die Neutralität anhält 
und wie lange sie anhält, hängt ausschließlich von den Kriegsereig¬ 
nissen ab/'*) Denselben Eindruck hatten auch die Leiter der militä¬ 
rischen Operationen der Mittelmächte, wobei Conrad die rumänische 
Gefahr noch näher sah als Falkenhayn. Die beiden Generalstabschefs 
waren sich klar darüber, daß nur ein durchschlagender Erfolg in Ost- 
galizien das Moldaukönigreich vom Eingreifen abhalten könnte. Doch 
alle Versuche, einen kraftvollen Gegenschlag zu führen, waren nicht 
zustande gekommen, weil die herangeführten Divisionen zum Ausfüllen 
der Lücken hatten verwendet werden müssen. Auch für die nächste 
Zukunft war an der Ostfront keine Änderung dieser nur auf Verhütung 
weiteren Unheils abzielenden Heerführung zu erwarten. 
Es war ein trüber Himmel, unter dem die Mittelmächte der 
Monatswende Juli-August entgegengingen. 
*) Österreichisch-ungarisches Rotbuch bezüglich Rumäniens, 46 f.
	        
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