Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

724 Probleme der Kriegführung im ersten Halbjahr 1916 
In der Verteidigung hatten beide Mittelmächte mit ihrem starren 
Abwehrverfahren und dem Kampf in der am stärksten ausgebauten 
ersten Linie keine glückliche Wahl getroffen. Die Erfahrungen, die 
man hiebei machen mußte, waren bei Luck und Okna (S. 410 und 464 ff.) 
besonders bitter. Doch auch an der Somme kämpften die Deutschen 
anfänglich, obwohl die Erfahrungen der Brussilowoffensive schon vor¬ 
lagen, noch nach den gleichen Grundsätzen, die dem neuen feindlichen 
Angriffsverfahren nicht mehr voll entsprachen. Es wird sich am Be¬ 
ginne des VI. Bandes noch die Gelegenheit ergeben, die Wandlungen 
im Kampf verfahren eingehend zu erörtern. 
War im Hochsommer 1916 die Lage an den öst.-ung. Kampf¬ 
fronten eine überaus gespannte, so war sie es auch in der Heimat, aus 
der dem Heere die Kräfte zur Fortführung des Krieges zufließen sollten. 
Der große Menschenverbrauch im ersten Halbjahr 1916 verschärfte 
die ohnehin seit längerem sehr gespannte Ersatzlage in hohem Maße. 
Schon anfangs April hatte man neuerliche Musterungen aller Jahrgänge,, 
Einschränkung der Enthebungen sowie eine weitere „Austauschaktion" 
(S. 89) beschlossen und überdies gleichzeitig auch die Zeitfolge in der 
Absendung der Marschbataillone auf sechs Wochen ausdehnen müssen. 
Die außergewöhnlich hohen Abgänge, die im Juni und Juli auf 
dem russischen Kampffelde eingetreten waren, ließen aber bald ein 
rascheres Zufließen von Ersätzen als nötig erscheinen, sollten nicht 
einzelne Regimenter von der Auflösung bedroht werden. Man erwog 
daher schon ernstlich die Ausdehnung der Landsturmpflicht auf die 
Siebzehn- und Fünfundfünfzigjährigen. Auch schien das Einbringen der 
schon sehnlich erwarteten Ernte in Frage gestellt zu sein, weil man 
glaubte, Ernteurlaube in erforderlicher Dauer nicht gewähren zu kön¬ 
nen. Schließlich gelang es mit größter Anstrengung doch, Ende Juli 
aus Gemusterten aller Jahrgänge für die am meisten notleidende Nord¬ 
ostfront eine Reihe von „außertourlichen" Marschbataillonen aufzu¬ 
bringen. Ja, man vermochte in der Folgezeit vorübergehend sogar wie¬ 
der nach je vier Wochen eine Anzahl von freilich bedeutend schwächer 
gehaltenen Marschbataillonen ins Feld zu stellen, ohne schon auf die 
Siebzehnjährigen zu greifen. 
Doch auch der gesteigerte Menschenzufluß aus der Heimat ver¬ 
mochte nicht zu hindern, daß der Gesamtstand des öst.-ung. Heeres 
vom l.Juni bis Ende Juli von 3,517.000 auf 3,171.000, das ist um 
346.000 Köpfe, sank, und daß der Kampfstand, der anfangs April 1916 
mit 1,158.000 Feuergewehren und Säbeln seine größte Höhe erreicht
	        
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