Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Südwestfront und der Balkan bis Ende Juli 1916 
Arsenal in Cetinje; auch in Albanien lebte das Räuberunwesen allent¬ 
halben wieder auf. 
Unter diesen Sturmzeichen war es kein Wunder, daß sich die 
Meinungsverschiedenheiten über die politische Behandlung der erober¬ 
ten Gebiete zwischen Teschen und dem Ballhausplatz nur verschärften. 
Während die politischen Kreise selbst die arnautischen Grenzgebiete 
Montenegros einem künftigen Albanien einzuverleiben gedachten, wollte 
GO. Conrad einem rein albanischen Verwaltungsgebiet nur dann zu¬ 
stimmen, wenn Montenegro annektiert und die Idee eines selbstän¬ 
digen Albaniens überhaupt aufgegeben würde. Die k. u. k. Regierung 
beharrte aber auch weiterhin auf der bisher vertretenen Lösung der 
politischen Balkanfragen (S. 247) und verwarf auch alle widersprechen¬ 
den Berichte von militärischer Seite. 
Lage und Erwägungen bei Freund und Feind 
Obwohl man den schon anfangs Juli in Teschen eingelaufenen 
Kundschafternachrichten über ein großangelegtes Unternehmen der 
Entente in die Adria keinen rechten Glauben schenken wollte, mußte 
man sich dennoch entschließen, alle entbehrlichen kampffähigen Ver¬ 
bände im Hafenraume von Cattaro bereitzustellen und auch dem 
Küstenschutze im allgemeinen erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. 
Mittlerweile häuften sich aber die Nachrichten über einen bald bevor¬ 
stehenden allgemeinen Angriff der Orientarmee von Saloniki her, wo¬ 
bei im Rahmen des Hauptschlages auf Monastir auch die Herstellung 
der Verbindung mit den italienischen Kräften in Valona angestrebt 
werden sollte. Bekannt wurde auch, daß die Franzosen auf einen raum¬ 
greifenden italienischen Vorstoß im albanischen Küstengebiet hofften, 
während Gen. Cadorna dort nur eine beschränkte Aktion zugestand; 
dafür war aber die römische Regierung geneigt, mit einer Brigade im 
Verbände der Orientarmee an einer Offensive von Saloniki aus teil¬ 
zunehmen. Bezeichnend war es, daß die von Essad Pascha hiebei an¬ 
gebotene Hilfe mit der Begründung abgewiesen wurde, daß seine bis¬ 
herige Tätigkeit in seinem Mutterlande „eine tiefe Spur unheilbaren 
heimlichen Grolles zurückgelassen" habe. Schließlich erfuhr man noch, 
daß GLt. Sir William Robertson, der Chef des britischen Generalstabes, 
den bevorstehenden Feldzug auf dem Balkan vom Eingreifen Rumä¬ 
niens abhängig machen wollte. Zumindest deuteten alle diese Nach-
	        
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