Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Unverläßlickkeit der Albanerabteilungen 
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Schwäche war zur Zeit um so fühlbarer, als auch die nunmehr der 
14. GbBrig. angegliederten Albanerabteilungen bei teilweiser Eidesver¬ 
weigerung und zunehmender Desertion nur eine recht fragliche Hilfe 
erwarten ließen; ihre Zahl war bereits auf 2300 Streiter gesunken. 
Aber auch die in Nordalbanien aufgestellten sechs Ausbildungsbatail¬ 
lone hatten mit ihren 2400 Freiwilligen bisher nur den halben Soll¬ 
stand erreicht, was bei der sonst so ausgeprägten Kampflust der Ski- 
petaren nur in deren Abneigung zum geregelten Waffendienst be¬ 
gründet erscheint. Trotzdem mußte der von der Heeresleitung ange¬ 
strebte Übergang zur allgemeinen Stellungspflicht noch verschoben 
werden. Man war auch genötigt, sich mit den letzten Weisungen des 
47. IDKmdos. zu bescheiden, wonach die 14. GbBrig. bei einem italie¬ 
nischen Vorstoß über die Vojusa hinter den Semeni zu weichen hatte. 
Maßgebend hiefür waren neben der ungeklärten allgemeinen mili¬ 
tärischen Lage auf dem Balkan auch noch die unsicheren politischen 
Verhältnisse in einzelnen albanischen Gebieten, vor allem aber in 
Montenegro. Obwohl hier bereits 81.000 Gewehre eingezogen worden 
waren, mußte doch noch mit einer großen Zahl versteckter Waffen 
gerechnet werden. Hiezu kam noch, daß die männliche Bevölkerung 
vollzählig im Lande verblieben war; den mindestens 20.000 wehrfähigen 
Montenegrinern standen daher seit dem Ende Mai anbefohlenen Ab¬ 
transport der 28. LstGbBrig. (S. 247) nur 10.000 Gewehre mit vier 
Geschützen der kaum beweglichen Besatzungen gegenüber. Tatsächlich 
häuften sich auch schon anfangs Juni im Gebiete Vaso je vici die un¬ 
trüglichen Anzeichen keimender Unruhen, die von auffallend unver-; 
hohlener Zuversicht aller Landesbewohner auf baldige Befreiung be¬ 
gleitet waren, worauf vorbeugend die einflußreichsten Verdächtigen ins 
Hinterland abgeschoben wurden. Als hiebei der ehemalige montenegri¬ 
nische Kriegsminister, Gen. Vesovic, seinen Begleitoffizier meuchlings 
ermordete und hierauf flüchtete, mußten Zwangsmaßregeln angeordnet 
werden, die aber vorläufig auf den Nordosten des Landes beschränkt 
blieben. Aber erst nachdem es sich einwandfrei herausgestellt hatte, 
daß ein allgemeiner Aufstand für den 28. Juni1) geplant war, verfügte 
das AOK. die Marschbereitschaft für zehn Bataillone und drohte mit 
dem Abschub aller Wehrfähigen, die zunächst jedoch nur im Kreise 
Kolasin ausgehoben wurden. Daß es aber dessenungeachtet noch immer 
gärte, bewies der am 5. Juli erfolgte verheerende Anschlag auf das 
*) Vidovdan, serbischer Nationalfeiertag zur Erinnerung an die Schlacht auf 
dem Amselfelde im Jahre 1389.
	        
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