Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
herangefahren. Denn als die Nord- und die Westfront der Russen, welch 
letzterer überhaupt d,e,r Hauptstoß, und zwar ursprünglich auf Wilna 
und dann über Baranowicze zugedacht war, schwere Mißerfolge erlitten 
hatten, wurden alle nördlich vom Pripiatj entbehrlichen Kräfte der 
Südwestfront zugeführt und ihr auch noch die 3. Armee zugeschlagen. 
Das Hauptziel der verstärkten Anstrengungen Brussilows blieb Kowel, 
das nach seinen letzten Weisungen vom 19. Juli durch doppelseitigen 
Angriff der 3. Armee von Nordosten und von der neugebildeten Armee 
Bezobrazow von Südosten genommen werden sollte. Die anderen Ar¬ 
meen ließ Brussilow im allgemeinen nach Westen angreifen. Das Schwer¬ 
gewicht der russischen Kriegshandlungen richtete sich demnach immer 
mehr auf Kowel, wie denn Brussilow als ehemaliger Führer der S.Ar¬ 
mee sich überhaupt vornehmlich mit dem. Nordflügel seiner Heeres¬ 
gruppe beschäftigte und darüber manch günstige Gelegenheit zur Aus¬ 
wertung von Erfolgen zu beiden Seiten vom Dniester übersah. 
Viel schwieriger als in Wolhynien gestaltete sich die Lage für 
die Verbündeten am Südflügel der öst.-ung. Ostfront. 
Als nach dem Falle von Czernowitz der rechte Flügel der k. u. k. 
7. Armee bis an die Südgrenze der Bukowina zurückweichen mußte, 
reichten die geringen Kräfte kaum dazu aus, die zu den Karpathen¬ 
pässen führenden Straßen zu sperren. Die hiefür bestimmten Gruppen 
waren aber stets Umgehungen durch die Russen ausgesetzt, denen sie 
sich meist nur durch neues Absetzen entziehen konnten,. Vor solcher 
Umfassung des Südflügels der geschlossenen Front der 7. Armee hatte 
schließlich nach fast vierzehntägiger blutiger Schlacht auch Kolomea 
dem Feinde überlassen werden müssen. 
Der von Conrad immer wieder beabsichtigte Dniesterstoß konnte 
unter solchen Verhältnissen nicht zur Ausführung gelangen,. Wohl tra¬ 
fen sieben Divisionen, darunter drei öst.-ung. von den Sieben Gemein¬ 
den, bei der 7. und bei der Südarmee ein, und zwei neue Armeekom¬ 
mandos, von denen eines zum Heeresgruppenkommando aufstieg, soll¬ 
ten der Führung dienen. Doch diese Kräfte reichten allein nicht aus. 
Wohl hatte Conrad nach Festigung der Front der 4. Armee eine Ver¬ 
schiebung von Divisionen aus Wolhynien an den Dniester geplant. Dazu 
konnte es aber nicht kommen. Der ständig lodernde Kampf im Halb¬ 
kreis um Luck hielt alle Kräfte fest. So dienten auch die dem Süd¬ 
flügel zugeführten sieben Divisionen nur zum Lückenstopfen1). Die 
!) Eine zerschlagene Division, die 24. ID., wurde zur Heeresgruppe Hindenburg 
zum Tausch gegen eine deutsche abbefördert.
	        
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