Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Der Leitgedanke Brussilows 
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erreichbare Siegesfrüchte zu pflücken, ja möglicherweise sogar den 
Krieg im Osten zu entscheiden, da versagte der Feldherrngenius des 
Allgew altigen des russischen Südwestheeres. Statt in die sich noch er¬ 
weiternde Lücke zwischen der 1. und der 4. Armee einzudringen, be¬ 
hielt er seinen Blick auf Kowel gerichtet. Über alle Erfolge seiner Front 
hinweg blieb er dabei, daß die Westfront Ewerts die Hauptaufgabe, er 
aber nur die Nebenaufgabe habe. Von diesem bei ihm festgewurzelten. 
Gedanken konnte er sich nicht freimachen. So hielt er unbeugsam und 
unbeirrbar an dem Operationsziel Kowel fest, jenem Bahn- und Stra,- 
ßenknotenpunkt, der ihm die Schlüsselstellung zur Unterstützung der 
russischen Westfront bedeutete. Der vorsichtige Führer der 8. Russen¬ 
armee, Gen. Kaledin, tat noch ein übriges und schob in der Sorge vor 
einem deutschen Flankenangriff seine Korps stets sehr bedächtig nach 
Nordwesten vor. Sie trafen immer gerade auf die rasch herangeholten 
Verstärkungen der Verbündeten. Und als diese am 16. Juni selbst zum 
Gegenangriff antraten, da war die. Gelegenheit zur Auswertung des- 
Durchbruchserfolges in Wolhynien endgültig versäumt. Zudem begnügte 
sich auch Letschitzki, um seine Südflanke, besorgt, nach dem Durch¬ 
brach bei Okna mit der Eroberung von Czernowitz und ließ sich die 
Möglichkeit eines Vordringens zwischen Dniester und Pruth entgehen. 
Diese beiden Fehlgriffe Brussilows ermöglichten es den General¬ 
stabschefs der Mittelmächte, Maßnahmen zur Stützung der schwer er¬ 
schütterten öst.-ung. Ostfront in die Wege zu leiten. Der Plan Conrads, 
die Russen zuerst in Wolhynien so weit zurückzuwerfen, daß jede Ge¬ 
fahr gebannt war, um dann den Dniester abwärts einen kräftigen, auch 
die Bukowina befreienden Vorstoß zu führen, ließ sich immerhin im 
erstten Teile verwirklichen. Wohl erlitt die Heeresgruppe Linsingen spä¬ 
ter noch weitere Rückschläge; so war sie zur Preisgabe des Styrbogens 
bei Czartorijsk, dann nach den Schlachten bei Beresteczko und Brody 
zur Räumung des Lipa—Styrknies gezwungen. Ein Durchstoßen der 
Front war dem Feinde hiebei aber nicht mehr geglückt. 
Allerdings hatte diese Festigung der Front in Wolhynien das Zu¬ 
führen von 12 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen, hievon 3 öst.-ung. 
Infanteriedivisionen der italienischen Front, notwendig gemacht1). Aber 
auch die Russen hatten in dieses Kampfgebiet, dem sie immer wach-' 
sende Bedeutung beimaßen, 11 Infanteriedivisionen, ohne die Garde, 
r) Eine Kavalleriedivision, die 11. HKD., hatte als völlig kampfunfähig nach 
Siebenbürgen zur Auffrisohung abgeschoben werden müssen; die 61. ID. stand bereit, 
dorthin zu gleichem Zwecke zu folgen.
	        
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