Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
die an dem der Berliner Besprechung folgenden Morgen befohlen 
wurde1). Freilich sprechen alle Anzeichen für die Vermutung, daß eine 
solche Verständigung unterblieben ist. Gehörte es schon im allgemeinen 
zu den seltenen Ausnahmsfällen, daß die öst.-ung. Heeresleitung näher 
in die Kriegführung im Westen eingeweiht wurde, so mag sich Falken¬ 
hayn diesmal außerdem durch die Erwägung zum Schweigen veranlaßt 
gesehen haben, daß er Conrads Begehren nach deutschen Truppen für 
die Ostfront nicht noch mehr herausfordern wollte. Denn was vor 
Verdun an Kräften etwa losgelöst werden konnte, das wurde vor allem 
für die Abwehrfront benötigt, die an der Somme — gegenüber gewalti¬ 
gen Angriff svorbereitungen der Westmächte — aufgebaut werden mußte. 
Durch die rumänische Gefahr schwer beunruhigt, hatte GO. Conrad 
in den letzten Tagen auch nicht verfehlt, die Diplomatie aufzurufen. 
In einem am 19. an den Außenminister Burián abgesandten Schreiben 
findet sich die Anregung, es möge der Versuch unternommen werden, 
Rumänien durch einen Druck Bulgariens noch in elfter Stunde zum An¬ 
schluß an die Mittelmächte zu nötigen. Burián beurteilte jedoch die 
Haltung Rumäniens im Augenblicke noch nicht so kritisch; auch hielt 
er es nicht für zweckmäßig, in Sofia Schritte anzuregen, die dort als 
Zeichen der Schwäche des Habsburgerreiches ausgelegt werden könnten. 
In den folgenden Tagen scheint sich dann allerdings auf dem Ballhaus¬ 
platz das Urteil über Rumänien doch gewandelt zu haben. Am 24. ließ 
Burián, einigermaßen besorgt, in Teschen anfragen, ob Aussicht auf Ab¬ 
grenzung des russischen Vordringens bestehe. Am 25. Juni hielt er einen 
vom selben Tage datierten Bericht des k. u. k. Bukarester Gesandten, Graf 
Ottokar Czernin, in Händen, in welchem es hieß, daß „weitere russische 
Siege die Situation hier sehr kritisch gestalten werden2)". 
Die Pläne der russischen Führung zur Fortsetzung der Offensive 
Die Gegenoffensive der Heeresgruppe Linsingen war auf die rus¬ 
sische Führung, insbesondere auf jene der Südwestfront, nicht ohne 
Eindruck geblieben. Da des weiteren die Nord- und die Westfront nichts 
zur Entlastung der im Räume bei Luck schwer ringenden S.Russen¬ 
1) Wen dt, Verdun 1916 (Berlin 1931), 170. 
2) Öst.-ung. Rotbuch, Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen 
Österreich-Ungarns zu Rumänien in der Zeit vom 22. Juli 1914 bis 27. August 1916 
(Wien 1916), 34.
	        
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