Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
Linsingen endlich der Erfolg ausreife. Unterdessen bleibe es Aufgabe 
der südwärts bis zu den Karpathen kämpfenden Kräfte, die Front zu 
halten, während die Gruppe GdK. Korda, der übrigens Verstärkungen 
zugedacht seien, in der Bukowina das Vordringen der Russen wohl 
höchstens werde verzögern können. Sei demnach die Lage am rechten 
Heeresflügel im Augenblick noch „weniger entscheidend", so werde in 
absehbarer Zeit, nach Wiederherstellung der Front bei Luck, anzustre¬ 
ben sein, Kräfte von Linsingen zur 7. Armee zu verschieben und auch 
hier „das Vorgehen der Russen zu begrenzen". 
Deutlicher spricht sich Conrad in einer am gleichen Tage ent¬ 
worfenen und spätestens am folgenden Morgen abgegangenen Depesche 
an Falkenhayn aus. Er sei, heißt es in diesem Schriftstück, durch die 
beiden Funksprüche in der Überzeugung bestärkt worden, „daß Ru߬ 
land und Italien jetzt die Kriegsentscheidung durch gleichzeitigen An¬ 
griff auf beiden Fronten der Monarchie mit ganzer Kraft anstreben" 
würden. Hiebei werde „starkes Vorgehen des russischen Südflügels" 
auch das Losgehen Rumäniens herbeiführen. Österreich-Ungarn habe an 
beiden Fronten „das Äußerste zur Abwehr eingesetzt" und verfüge 
über keine Kräfte gegen einen rumänischen Überfall. Um so wichtiger 
sei es, „durch den Einsatz starker deutscher Kräfte gegen die russische 
Südwestfront, an welcher jetzt zweifellos die Feldzugsentscheidung liegt, 
einen raschen entscheidenden Umschwung herbeizuführen". Dieser Zweck 
sei — schließt Conrad seine Ausführungen — am besten durch einen 
„Angriff starker deutscher und öst.-ung. Kräfte beiderseits des Dnie¬ 
ster" zu erzielen. 
"Wenn man will, kann man in diesem Vorschlag eine Rückkehr 
zur Gorlice-Idee erblicken: Gegenschlag aus dem einspringenden Winkel, 
um damit die in die Karpathen hineinhängende Russenfront im Rücken 
zu bedrohen und zum Weichen zu zwingen. 
Falkenhayn behandelte in seiner Antwort vom 22. vormittags die 
durch Conrad „empfohlene Operation" zunächst mit der gewohnten 
Zurückhaltung. Er müsse vorerst wissen, „welche frischen und starken 
öst.-ung. Kräfte für den Angriff beiderseits des Dniester in Frage kämen", 
ferner, ob entsprechende Maßnahmen gegen ein Eindringen der Russen 
nach Ungarn und Siebenbürgen getroffen seien. 
In Conrads Erwiderung vom gleichen Tage wird ausgeführt, daß 
es jedenfalls bis Anfang Juli unmöglich sein werde, den beiden von der 
italienischen Front anrollenden Divisionen (44. und 59.) noch weitere 
folgen zu lassen. Dies ergäbe sich ebenso aus der Rücksicht auf den
	        
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