Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
Sniatyn vor, auch bei Wolczkowce waren russische Truppen und Fahr¬ 
zeuge mit Brückengerät eingelangt. GO. Pflanzer-Baltin erwartete die 
stärksten Vorstöße der Russen über Duboutz und über Sniatyn. GdK. 
Korda stellte seine Korpsreserve (Teile der 40. HID. und der Brigade 
Papp) südlich von Duboutz bereit. Den Pruth abwärts, in dem 30 km 
breiten Abschnitt bis Wolczkowce, stand das Kavalleriekorps FML. 
Brudermann mit nur etwa 2400 Karabinern. Die halbe 24. ID. sicherte 
bei Rudniki am Pruth, die KBrig. Obst. Kranz wurde hinter dem linken 
Flügel des Kavalleriekorps Brudermann bei Russich Banilla versammelt. 
Mitten in dieser schwülen, von Spannungen erfüllten Lage wies 
der am 16. abends erlassene Heeresbefehl auf die Erfolge Linsingens 
hin, kündigte das Eintreffen von Verstärkungen (deutsche 105. und 
k. u. k. 48. ID.) bei der Südarmee an und betonte zugleich, wie wichtig 
es jetzt sei, mit dem südlichen Heeresflügel standzuhalten. 
Es waren trübe Aussichten für die k. u. k. 7. Armee angesichts des 
schon am Pruth drohend aufziehenden Gewitters! Die Armee Pflanzer- 
Baltin zählte nur 80.000 Feuergewehre, obgleich ihre Divisionen durch 
Marschformationen aufgefüllt worden waren. Der streitbare Stand der 
9. Russenarmee mußte mit rund 160.000 Mann angenommen werden. 
Von der k. u. k. 10. Armee an der Kärntner Front wurden der Armee 
Pflanzer-Baltin die steirischen LstlBaone. 150 und 153 zugeführt. Zwei 
Landsturmbataillone, das war also alles, was in den nächsten Tagen 
an Verstärkungen zu erwarten stand. 
GM. Seeckt, der neuernannte Generalstabschef Pflanzer-Baltins, 
fühlte sich verpflichtet, dem GO. Conrad zu schreiben: „Wenn die 
Zuweisung der beiden Divisionen (deutsche 105. und k. u. k. 48. ID.) 
nicht möglich war, so müßte meiner gewissenhaften Überzeugung nach 
wenigstens baldigst schwere Artillerie zugeführt werden. Die abneh¬ 
mende Widerstandskraft der Infanterie läßt sich nur durch Verbesse¬ 
rung der artilleristischen Unterstützung ausgleichen. Das Gefühl, einer 
weit überlegenen [Artillerie] gegenüberzustehen, ist hier sehr verbreitet 
und muß auf die Truppe niederdrückend wirken. . . Ob sich die jetzt 
innegehaltene Stellung bei einem starken und gut vorbereiteten Angriff 
überall halten lassen wird, ist mir zweifelhaft. . . Ich fürchte, daß 
bei der Aufgabe der Armee, mit den Hauptkräften zwischen Pruth und 
Dniester zu decken und mit einer anderen Gruppe die Bukowina zu 
sichern, die Armee in der Mitte auseinanderbrechen wird." Die kom¬ 
menden Ereignisse ließen die Befürchtungen des GM. Seeckt leider bald 
als zutreffend erscheinen.
	        
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