Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
auf dem linken Niemenufer über Nowogrudok und Baranowicze gegen 
Slonim zu führen. Um der Südwestfront zu helfen, sollte die 3. Armee, 
um zwei Korps vermehrt, am 19. über Pinsk auf Kobrin—Pruzany vor¬ 
stoßen; Brussilow hatte über Kowel gegen Brest-Litowsk anzugreifen. 
Jm besonderen wurde er angewiesen, entsprechende Kräfte zur so¬ 
fortigen Erweiterung des Angriffes zu versammeln und den Raum 
Kowel zu besetzen. Denn nur auf diese Art sei es möglich, die bis 
jetzt gebundenen Korps (XXX., XLVI. Korps und IV. Kavalleriekorps), 
beweglich zu machen. Ergänzend wurde angekündigt, daß im Bereich 
der Westfront und ihr unterstellt, eine neue Armee aus Gardetruppen 
gebildet werde, um dem Angriff auf Kobrin—Pruzany mehr Nachdruck 
zu verleihen. 
Während Ewert daran ging, seine Kräfte für den Angriff auf 
Baranowicze umzugruppieren und den von besonderem Angriffsgeist 
beseelten Führer der 4. Armee, Gen. Ragosa, mit der Durchführung 
betraute, sah sich Brussilow durch den Befehl der Stawka schwer ent¬ 
täuscht, Er wandte sich am 17. mit Fernsprecher an Alexejew und 
ersuchte, seine Bitte dem Zaren zu unterbreiten, daß dieser „Ewert 
unverzüglich den Befehl zum Angriff in dem seit langem vorbereiteten 
Räume erteile"1). Alexejew lehnte jedoch mit der Begründung ab, es 
sei unmöglich, die vom Zaren getroffenen Verfügungen zu ändern. 
„Die Truppen begreifen nicht — und es läßt sich auch schwer erklären 
—, warum die andern Fronten schweigen", schrieb daraufhin Brussilow 
am 18. dem Generalstabschef des Zaren und schilderte die Aussichten 
der Südwestfront überhaupt in düsteren Farben2). Seine bisherigen 
Erfolge würden bestenfalls zu einem taktischen Siege führen, keines¬ 
falls aber den Ausgang des Krieges beeinflussen können, wenn die 
Nachbarn ganz untätig seien. Eine so verspätete Offensive Ewerts —* 
der Beginn war auf den 29. Juni festgesetzt — bedeute keine Hilfe 
für die Südwestfront; bis dahin könne sie vom Gegner, der alle seine 
Reserven gegen sie einsetze, sogar geschlagen werden. Endlich bat 
Brussilow um Munition. Schießbedarf und zwei Korps Verstärkungen 
(I. und I. turk.) sagte Alexejew zu, sonst blieb er aber gegen die Vor¬ 
stellungen Brussilows taub3). Für diesen ergab sich aus den Weisungen 
der Stawka vom 16. kein neuer Auftrag, denn sowohl er wie der 
Führer der 8. Armee hatten den Raum Kowel nie aus dem Auge gelassen. 
*■) Broussilo V, 210. 
2) K 1 e m b o w s k i, Beilage 6. 
3) B a 1 u j e w, 76. — K 1 e m b o w s k i, 54, 56. — Zajontschkowskij, 38.
	        
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