Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Plan eines russischen Generalangriffes bei Baranowicze 
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Ein neuer Entschluß der Stawka 
Gdl. Ewert, der Führer der russischen Westfront, hatte bei der 
Stawka durchgesetzt, daß sein Hauptangriff auf Wilna, von einem, 
Nebenunternehmen gegen Pinsk begleitet und auf den 17. Juni ver¬ 
schoben werde1). Wohl mit Rücksicht darauf hatte auch Brussilow, 
der unablässig das Losschlagen der Westfront forderte, der 8. Armee 
Kaledin den Vorstoß auf Kowel für den gleichen Tag aufgetragen 
(S. 478). Inzwischen hatte jedoch Ewert noch am 15. der Stawka seine 
Bedenken gegen die gewählte Angriffsrichtung vorgebracht; bei den 
außerordentlichen Gegenmaßnahmen der Deutschen müsse man auf 
eine Niederlage gefaßt sein; wohl aber könne er zu einem Angriff auf 
Baranowicze raten, der eher Aussichten auf Erfolg verspreche. Über¬ 
dies sei dadurch auch ein Zusammenwirken mit der Südwestfront, die 
demnächst Kowel und Wladimir-Wolynski erreichen werde, leichter 
möglich. Allerdings brauche er zur Vorbereitung ungefähr zwei bis drei 
Wochen Zeit2). 
Alexejew griff diesen Antrag auf. Es schien wenig verlockend, die 
Westfront nach den im Frühjahre am Naroczsee gemachten Erfahrun¬ 
gen einer neuerlichen Niederlage auszusetzen. Zudem erhöhte die neue 
Angriffsrichtung gegen Baranowicze, 180 km südlich der alten gelegen 
und den Operationszielen der Südwestfront näher gerückt, die Erfolgs¬ 
möglichkeiten. Denn die Aussichten, das öst.-ung. Heer westlich von 
Luck entscheidend zu schlagen, verringerten sich immer mehr. Brussi¬ 
low hatte die Stochod—Styrschranke bis jetzt nicht zu überschreiten ver¬ 
mocht; der Widerstand im Halbkreis um Luck wuchs. Über die bereits 
eingetroffenen Verstärkungen der Mittelmächte, darunter deutsche Trup¬ 
pen vom französischen Kriegsschauplatze, sowie über noch anrollende 
Kräfte war man durch den Nachrichtendienst gut unterrichtet. 
So wandelte die Stawka im Hinblick auf die Lage des Gegners 
und den Vorschlag Ewerts ihre Auffassung; die Richtung Lemberg 
wurde aufgegeben und die Entscheidung wieder nördlich der Sumpf¬ 
zone des Pripiatj gesucht. Der Entschluß fand seinen Niederschlag 
in Alexejews Weisung vom 16. Juni3), die einen einheitlichen Angriff 
gegen den Raum Brest-Litowsk—Kobrin befahl. Die Westfront hatte 
ihren Hauptangriff 18 Tage später nicht mehr gegen Wilna, sondern 
x) Klembowski, 45. 
2) Broussilov, 210.— Klembowski, 51 f. — Zajontschkowskij, 32 f. 
3) Klembowski, 52. 
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