Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Taktische Erfahrungen 
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übereinstimmend. Das VI. Korps fand auf Grund der in den Kämpfen an 
der Strypa gemachten Erfahrungen die Hundertmeterlinie zu nahe, weil 
sie vielfach gleichzeitig mit der ersten Linie überrannt wurde. Es wurde 
betont, daß das seitliche Abriegeln eines feindlichen Einbruches noch 
wichtiger erscheine, als das Auffangen in der Stoßrichtung. Beim XI. Korps 
waren die feindlichen Angriffe dank der Artillerieabwehr über den vor¬ 
dersten Kampfgraben nicht hinausgelangt. Die bei Rarancze gestandene 
42. HID. hielt daher sehr viel von der Hundertmeterlinie. Sie befür¬ 
wortete, im vordersten Kampfgraben nur Beobachter zu lassen, die 
übrigen Mannschaften aber in den nächstbefindlichen Verkehrs- und 
Verbindungsgräben aufzustellen; die Reserven sollten noch während des 
Trommelfeuers möglichst nahe herangeschoben werden. 
Durch dieses rasche Hineinstopfen der Reserven in die vordere Linie 
wurden die Truppen zusammengedrängt, ihre Verbände völlig zerrissen 
und sehr unklare Befehlsverhältnisse geschaffen. Diese Übelstände waren 
dem GO. Pflanzer-Baltin keineswegs verborgen geblieben.Er hatte während 
der Kämpfe bei Rarancze wiederholt darauf gedrungen, die Verbände 
zu ordnen und geschlossene Regimenter zur Bildung von Reserven 
herauszuziehen. Es bedurfte jedoch harter Befehle, um in den Kampf¬ 
pausen die Verteidigung in diesem Sinne neu zu organisieren. Bei der 
Truppe bestand der ausgesprochene Drang, die vorderste Linie mög¬ 
lichst dicht zu besetzen. Das „Mann an Mann" gab dem Soldaten im 
Graben ein Gefühl der Beruhigung und Zuversicht. Selbst höhere Führer 
konnten sich bei Rarancze von der außerordentlich dichten Besetzung 
der vordersten Linie nicht lossagen, obgleich sie schwere Verluste bedingte. 
Ihnen erschien es selbst vorteilhafter, mit durcheinander geratenen Teilen 
verschiedener Regimenter zu kämpfen, als die infanteristische Feuerkraft 
vorne durch Herausziehen von Reserven zu schwächen. 
Das Zusammendrängen der ganzen infanteristischen Kraft in der 
vordersten Linie, eine Folge des nahen Heranhaltens der Reserven, 
hatte sich allerdings bei Rarancze durch die Eigentümlichkeit der 
Geländeverhältnisse von selbst ergeben. Die russische Artillerie be¬ 
herrschte vollständig die Niederung und das Westufer des Hukeu- 
baches. Die Reserven wurden daher jedesmal schon mit dem Einsetzen 
des russischen Trommelfeuers aus der Niederung in die feuertoten 
Räume nahe hinter den vordersten Gräben vorgeführt. Drangen die 
russischen Schützenlinien in die Gräben ein, so wurden sie, wenn schon 
nicht von den Besatzungen im Handgemenge, doch stets von den nahen 
Reserven im raschen Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Völlig überein¬
	        
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