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Die Offensive der Russen im Sommer 1916
„Bei der Gruppe Benigni", so drahtete er am 11. abends der Heeres¬
leitung, „ist ein Widerstand gegen jeden feindlichen Angriff so lange
ausgeschlossen, bis diese Gruppe etwas Ruhe gefunden hat." Es müsse
der Rückzug daher fortgesetzt werden, mit der Gruppe Benigni auf
Kolomea, mit der Gruppe Hadfy auf Ottynia. In der Linie Wolcz-
kowce—Niezwiska sei Widerstand beabsichtigt. Sollte der Feind nach¬
drängen und in der angegebenen Linie nicht gehalten werden können,
so müßte das XIII. Korps über den Dniester auf Stanislau zurück¬
genommen werden. „Die Möglichkeit, einen Angriff aufzuhalten", mit
diesen Worten schloß das Telegramm, „besteht gegenwärtig absolut
nicht. Ein solcher Entschluß würde zur vollständigen Zertrümmerung
der Gruppe Benigni führen."
In der Nacht auf den 12. lösten sich die Gruppen Benigni und
Hadfy völlig vom Feinde und erreichten am nächsten Tag bis zu Mittag
unter gewaltigen Marschanstrengungen die ihnen zugewiesenen neuen
Verteidigungsabschnitte. Es hielten nunmehr die Gruppe Benigni (30. ID.,
42. HID., Masse der 51. HID., Teile der 5. ID., der 202. HIBrig., der
36. ID.) von Wolczkowce am Pruth bis Slobódka Polna, die Gruppe
Hadfy (KBrig. Fluck, 5.HKD., 21. SchD., 6. KD.) von hier bis Rakowiec
am Dniester. GM. Leide hatte mit seiner Gruppe, Teile der 15. ID.,
die Dniester schleif e von Nawalach geräumt und war auf das südliche
Ufer zurückgegangen. Auch die auf dem Südflügel Benignis stehende
24. ID. hatte sich vom Feinde freigemacht und war mit einer Brigade
nach Zablotow, mit den anderen Teilen nach Rudniki gezogen.
Die russische 7. Armee, die am 11. nur zögernd vorgerückt war,
schwenkte mittlerweile das XI. und das Kombinierte Korps sowie das
III. Kavalleriekorps, alle drei ursprünglich gegen Westen gerichtet, nach
Süden gegen den Pruth; mit dem XXXIII. Korps, das den Dniester
überschritt, sowie mit dem XLI. und dem XII. Korps drang sie dem
nach Westen abgezogenen Gegner nach. Ihre vorausgeschickte Reiterei
(Kauk. EinheimischeKosD., 1. DonKosD.) streifte bis Horodenka, Ne-
polokoutz und Luzan. Hinter der Kavallerie erreichten die Infanterie¬
divisionen Serafince, Stawczan, Kotzmann und den Raum weiter östlich
davon. Durch das Auftauchen der feindlichen Truppen auf dem nörd¬
lichen Pruthufer vor Hlinitza wurde Pflanzer-Baltin zur Weisung an
den GdK. Kor da veranlaßt, Reserven hinter dem linken Flügel des
XI. Korps bereitzustellen. Um seinen Befehlen Nachdruck zu verleihen,
hatte sich der Führer der k. u. k. 7. Armee am 12. früh wieder zum
Gruppenkmdo. Benigni nach Zablatów begeben. Er fand dessen Truppen