Hastiger Rückzug der Gruppe Benigni
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Aber wo der Russe den angestrebten Durchbruch erzwungen hatte,
verstand er es nicht, ihn auszunützen. In der Nähe des Schlachtfeldes
befand sich außer einer Brigade der kauk. EinheimischenKosD. ledig¬
lich die 1. DonKosD., während das ganze III. Kavalleriekorps am Süd¬
flügel Unternehmungen über den Pruth gegen Czernowitz auszuführen
hatte1). Erst nach 5h nachm. strebte russische Infanterie über die Linie
Zastawna—Jurkoutz hinaus und faßte die bei letzterem Orte gesammel¬
ten Trümmer der 42. HID. in der linken Flanke. Jurkoutz wurde von der
schon überflügelten kroatischen Honvéd preisgegeben, sie nahm aber
bei Werboutz wieder Stellung, und östlich davon stemmten sich die
tapferen Schlesier von Kaiserinfanterie dem andringenden Feinde ent¬
gegen. Mit dem Aufgebote aller Energie suchten Generalstabsoffiziere
hinter diesen Deckungstruppen die Bewegung nach Westen in Fluß zu
erhalten. Es war ein trauriger Zug, der sich auf der Straße nach Kotz¬
mann bewegte, endlose Fuhrwerkskolonnen in mehreren Reihen neben¬
einander, dazwischen eingeschachtelt Artillerie. Die Gefechtstrains der
Stellungsdivisionen strömten von allen Seiten zurück und drängten
sich beim Durchziehen von Walawa zusammen. Allmählich kamen auch
die Truppen heran, müde und abgehetzt, die Bataillone der 42. und der
51. HID., der 30. und der 36. ID., dazwischen die Fußabteilungen der
Kavallerie. Gegen Abend tauchte auf der welligen Hügelfläche südöst¬
lich von Zastawna eine russische Reiterabteilung nach der anderen auf,
sie strebten südwärts und näherten sich der Rückzugstraße. Um diese
Zeit drängte sich in Walawa noch immer endloser Troß zusammen und
bildete einen unentwirrbaren Knäuel. Ein Glück, daß sich in diesem
kritischen Augenblick eine Sappeurkompagnie den anreitenden Kosaken
entgegenstellte und sie zum Stehen brachte. Die russische Reiterei, auch
durch das Drahthindernis der Zwischenstellung abgehalten, bog ab und
geriet dabei in einen nassen Wiesengrund. Viele Pferde und Reiter
stürzten, was unversehrt blieb, verzog sich nach Norden2).
Ein ähnlicher Zwischenfall ergab sich nach Einbruch der Dunkel¬
heit in Kotzmann. Kosakenpatrouillen erschienen vor diesem Dorfe.
Sie wurden durch die eben herankommenden Abteilungen der 3. KD.
vertrieben. Aber es war ganz ungewiß, was die nächsten Stunden
bringen werden. Endlich, um 3h früh, war Kotzmann von allen Trains
und auch vom größten Teil der Truppen durchschritten. Alles atmete
erlöst auf. Allerdings war es jetzt noch notwendig, die völlig erschöpf-
1) Max Pitreich, Okna, 31 f.
2) L i t w i n o w, 58.